Der Grand Balcon Nord ist ein klassischer Wanderweg, der oberhalb des Tals von Chamonix und der Arve verläuft. Er wird auch manchmal nach einem französischen Geografen, der die Mont-Blanc-Region kartografisch im Detail erfasst hat, als Henri-Vallot-Weg bezeichnet.
Der Weg führt von der Mittelstation der Seilbahn auf die Aiguille du Midi, die auch Plan de l’Aiguille heißt, nach Montenvers, wo die Zahnradbahn von Chamonix zum Mer de Glace endet. Oder umgekehrt, wie ihn manche zu gehen vorziehen, da man in dieser Richtung stets die Aussicht auf den Mont Blanc vor sich hat, dafür am Anfang aber einen längeren Anstieg in Kauf nehmen muss.

Ich habe jedenfalls die klassische Richtung gewählt, die direkt oberhalb von Chamonix an der Mittelstation beginnt.

Um den Mont Blanc zu sehen, muss man sich also entgegen der Laufrichtung ab und zu umdrehen. Am Anfang des Weges ist man ihm am nächsten und hat auch den Glacier des Bossons direkt vor sich.

In der anderen Richtung hat man zur Rechten stets die Gipfel der Aiguilles de Chamonix im Blick.


Die beste Tageszeit für den Weg ist der Nachmittag, da dann die Sonne die Felswände und Gipfel, unter denen der Wanderweg direkt verläuft, in ihr Licht taucht.
Es heißt auch, dass auf dem Weg vormittags weit mehr Betrieb ist als nachmittags, was ebenfalls dafür spricht, die Wanderung später am Tag zu unternehmen.
Zur Linken hat man während der Wanderung stets den Blick ins Tal von Chamonix und auf die gegenüberliegende Kette der Aiguilles Rouges.


Die Aussicht in alle Richtungen ist fantastisch, aber es gibt gute Gründe, sich häufig umzudrehen, um in den Genuss der sich stets ändernden Perspektive auf die Hauptgruppe des Mont Blanc zu kommen.
Der Weg ist abwechslungsreich und führt durch felsiges Gelände, Geröll, Wiesen- und Waldabschnitte.
Er hat als Höhenweg über dem Tal nur wenige Steigungen und kann ohne besondere Ausrüstung begangen werden, was allerdings auch den Nachteil hat, dass er zur Hauptsaison nicht nur von Massen von Wanderern aller Altersgruppen bevölkert sein kann, sondern auch von sportlicheren Trailrunnern, welche die Strecke im Lauftempo absolvieren.

Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man über Chamonix den Brévent, von dem man eine großartige Aussicht auf das ganze Mont-Blanc-Massiv hat. Das Tal der Arve hat man in beiden Richtungen im Blick – talabwärts weiter nach Frankreich hinein, wo das Tal immer breiter wird, und talaufwärts in Richtung Schweiz, wo das Tal endet und nur über den Col de la Forclaz verlassen werden kann.

Die Aiguilles de Chamonix, die einen den größten Teil des Weges zur Rechten begleiten, sind eine Kette, die sich aus vielen Gipfeln zusammensetzt – mit der Aiguille du Midi als der höchsten Spitze am südwestlichen Ende der Kette.

Gegen Ende des Weges ist ein etwas steileres Stück zu meistern, das in Serpentinen auf einen höher gelegenen Hang hinaufführt.

Das Wetter kann die perfekte Aussicht natürlich etwas trüben, aber selbst mit ein paar Wolken ist der Grand Balcon Nord eine Wanderung wert.

Der Signal Forbes in etwa 2200 Metern Höhe ist eine kleine Passhöhe und ein Wendepunkt des Weges.

Hier eröffnet sich plötzlich ein neuer Blick in Richtung der Gipfel über dem Mer de Glace mit der Grandes Jorasses als höchster Spitze.

Vom Signal Forbes führt der Weg nun stets bergab hinunter zur Bergstation der Zahnradbahn Montenvers.

Die Zahnradbahn führt dann bequem durch den Wald von Montenvers zurück nach Chamonix.

(Fotos vom September 2018)
Wow, mega Fotos! 🙂 Die Bergwelt um Chamonix ist einfach so besonders. Man fühlt sich so klein, wenn man vor diesen riesigen Bergflanken steht.
Schaut nach einem super aussichtsreichen Weg aus!!!
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Danke! Ja, der Weg ist wirklich großartig. Angeblich ist dort aber in der Hochsaison Juli/August auch die Hölle los. Ich war Anfang September dort, da ging es eigentlich. (Aber der Weg verläuft nur so etwa zwischen 2000 und 2500 m, also nach Deinem Mont-Blanc-Gipfelerfolg voll unter Deinem Niveau; ich denke, Du musst Dich für die nächsten Herausforderungen langsam aufs Himalaya vorbereiten, haha :)) Ja, ich war das erste Mal in Chamonix und echt begeistert, wie viel die Region an Bergen und Wanderungen aller Schwierigkeitsstufen zu bieten hat!
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wie immer sehr schöne Bergfotos ! Was soll man da noch schreiben ???
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Die Bilder sprechen ganz für sich. Wahnsinnig schöne Aufnahmen! Für uns ist die Gegend um den Mont Blanc noch unbekanntes Neuland, aber das wird sich nach diesen tollen Einblicke bald möglichst ändern 🙂
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Danke! 🙂 Ja, die Region ist toll, eine der schönsten in den Alpen, das kann auch der ausgeprägte Tourismus dort nicht ruinieren. Man muss vielleicht wissen, dass Chamonix kein stilles Bergdörfchen ist – wenn man das sucht, ist man dort falsch -, sondern eine Kleinstadt, in der sich alles um sportliche Aktivität, Bergsteigen, Klettern, Trail-Running, Mountain-Biken, Wandern, Paragliding und im Winter natürlich Skifahren ohne Ende dreht. Ich habe noch nie einen Ferienort in den Alpen gesehen, wo man das Gebirgserlebnis so von der ausgesprochen sportlichen Seite angeht. Eigentlich nicht unbedingt mein Ding, aber irgendwie hat mich die Begeisterung, mit der man in Chamonix Bergsteiger und Trail-Runner wie Rockstars verehrt, auch mitgerissen. Ich war zufällig dort, als gerade der Ultra Trail Mont Blanc (UTMB) lief, einer der härtesten Ultramarathons der Welt, in 24 Stunden ohne Pause im Laufschritt auf Gebirgspfaden ca. 170 km und insgesamt 10000 Höhenmeter hoch und runter einmal um das ganze Mont-Blanc-Massiv, völlig irre! Also, Chamonix ist definitiv perfekt für einen Aktivurlaub, und selbst wenn es einem zuviel ist, geht man einmal in die Berge und hat angesichts der beeindruckenden Landschaft alles vergessen. 🙂
PS: Die schmelzenden Gletscher sind ein Problem und stellenweise ein Schönheitsfehler, aber das ist überall in den Alpen so; mehr dazu im nächsten Blogpost. Und wie ich gelesen habe, geht’s dem Mount Cook auch nicht besser.
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