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Bequia – Port Elizabeth und Admiralty Bay

St. Vincent und eine Grenadine

Wie auch das nördlich gelegene St. Lucia und das südliche Grenada ist St. Vincent and the Grenadines ein unabhängiger karibischer Kleinstaat. Er gehört wie die beiden Nachbarn zum britischen Commonwealth, hat Englisch als offizielle Landessprache und benutzt als Währung ebenfalls den Ostkaribischen Dollar. Mit ca. 120.000 Einwohnern hat St. Vincent eine nur wenig größere Bevölkerungszahl als Grenada und eine etwas kleinere als St. Lucia. Auch die Landesfläche ist vergleichbar mit den beiden Nachbarstaaten und setzt sich aus der Hauptinsel St. Vincent und 32 kleineren, teilweise bewohnten Inseln, den Grenadinen, zusammen. Ein kleiner südlicher Teil der Grenadinen gehört zu Grenada.

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Hafen von St. Vincent’s Hauptstadt Kingstown

Die Geschichte St. Vincent’s ist wie bei allen ostkaribischen Staaten vom Kolonialismus geprägt. Die ursprüngliche Bevölkerung, die Arawak und später die Kariben, wurde im 17. Jahrhundert von den sich um die Insel streitenden Franzosen und Briten verdrängt, nachdem sie Christoph Kolumbus 1498 entdeckt und nach dem Heiligen Vinzenz von Valencia benannt hatte, der am Tag der Entdeckung Namenstag hatte.

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Die Ursprünge der heutigen Bevölkerung liegen wie auf allen ostkaribischen Inseln im transatlantischen Sklavenhandel, der Sklaven aus Afrika auf die Zuckerrohrplantagen der Inseln zur Zwangsarbeit gebracht hatte. Nach der Befreiung der Sklaven sind diese auf den Inseln geblieben und stellen heute den größten Teil der Bevölkerung St. Vincent’s. Hinzu kommen spätere Arbeiter aus Indien und ein weißer Anteil aus den kolonialen Mutterländern, hauptsächlich aus Großbritannien.

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Kingstown an der Südküste von St. Vincent’s Hauptinsel

Nach St. Vincent gelangt man von den Nachbarstaaten aus nur schwer mit der Fähre, obwohl es in nur ca. 40-50 Kilometern Entfernung von St. Lucia und Grenada liegt. Es gibt keine regulären Fährverbindungen, so dass ein innerkaribischer Flug die bessere und oft die einzige Möglichkeit ist. Der internationale Flughafen St. Vincent’s liegt an der Ostküste und man gelangt von dort in etwa 45 Minuten mit dem Bus oder Taxi in die Hauptstadt Kingstown.

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Fähreinfahrt nach Port Elizabeth auf Bequia

Kingstown liegt im dichter besiedelten Süden der Hauptinsel St. Vincent. Der Norden wird vom noch aktiven Vulkan Soufrière geprägt, der mit über 1.200 Metern Höhe der höchste Berg St. Vincent’s ist. Sein letzter Ausbruch war 1979, dennoch sind heute Wanderungen auf den Kraterrand und sogar bis zum im Inneren des Kraters liegenden See möglich.

An den Ufern im Norden St. Vincent’s wurde übrigens auch „Fluch der Karibik“ gedreht.

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Hafen von Port Elizabeth

Von Kingstown legt die Fähre nach Bequia ab, der größten von St. Vincent’s Grenadinen-Inseln, die nach einer etwa einstündigen Fährüberfahrt erreicht wird. Die Insel hat zwar auch einen kleinen Flughafen, der von St. Lucia oder Barbados angeflogen wird, aber die direkten Flüge sind wesentlich teurer als der Flug auf die Hauptinsel und dann die Weiterfahrt mit der Fähre.

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Obwohl die Fähre nur eine Lücke von 12 Kilometern zwischen St. Vincent und Bequia überbrückt, kann es selbst bei schönem Wetter zu heftigem Seegang kommen. Immerhin bewegt man sich auf dem offenen Atlantik, und freies Stehen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren, war auf den Bequia Express Fähren, die zwischen Kingstown und Bequia pendeln, fast unmöglich.

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Blick vom Hafen über die Admiralty Bay in Richtung Süden

Bequia – „Beckwä“ gesprochen, was in der Sprache der Arawak, der Ureinwohner, „Insel der Wolken“ bedeutet – hat nur etwa 5.000 Einwohner, wovon knapp 1.000 in Port Elizabeth, dem Hauptort und Hafen der Insel, leben. Hier legen die Fähren aus Kingstown an und gleichzeitig ist der Ort Hafen für zahlreiche Segelschiffe und Yachten, die von hier für einen Segeltörn durch die Inselwelt der Grenadinen ablegen oder auch nur einen Zwischenstopp bei einer Rundreise durch die Karibik einlegen.

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Hafenbereich von Port Elizabeth

Aber auch große Kreuzfahrtschiffe machen Halt. Anlegen können sie an dem kleinen Pier von Port Elizabeth nicht, daher gehen sie weiter draußen in der Bucht, der Admiralty Bay, vor Anker und die Touristen werden in der Regel in getakteten Schüben mit kleineren Landebooten ans Ufer gebracht.

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Admiralty Bay

Der sonst eher verschlafene Ort erwacht dann zu geschäftigem Leben, indem rasch viele Verkaufsstände mit Früchten, Getränken, Schmuck und anderen Souvenirs an der Promenadenstraße von Port Elizabeth aufgebaut werden. Das geht ein paar Stunden, bis das Kreuzfahrtschiff den Anker lichtet und die Bucht wieder verlässt.

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Admiralty Bay vor der karibischen See

Ein paar Restaurants und Bars säumen das Ufer von Port Elizabeth. Daneben gibt es einen Supermarkt, eine Tankstelle, eine Bankfiliale, ein Zollamt, ein Krankenhaus, einen Buchladen, mindestens zwei Kirchen, eine Schule, natürlich ein Geschäft für Segelbedarf und ein paar Gästehäuser und Hotels.

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Port Elizabeth

Bequia hat eine lange Tradition des Walfangs und des Walfangschiffbaus. Tatsächlich ist die Insel weltweit einer der wenigen Orte, in denen Walfang, wenn auch mit einer strengen Limitierung, heute noch offiziell erlaubt ist.

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Blick über die Admiralty Bay vom Ufer in Port Elizabeth

Dabei dürfen nur traditionelle Methoden des Walfang zu Einsatz kommen, bei denen Harpunen von Hand von offenen Segelbooten aus geworfen werden müssen. Das Walfleisch darf nur für den Eigenbedarf auf Bequia verbraucht und nicht exportiert werden. Höchstens vier Buckelwale pro Jahr dürfen gefangen werden, aber diese Zahl wird schon seit einigen Jahr nicht mehr erreicht.

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Neben Bequia haben nur zwei oder drei Regionen an den Küsten der Nordpolarmeere, vor allem im Norden Sibiriens und in Alaska, dieses Walfangsonderrecht. Es muss nachgewiesen sein, dass Wale tatsächlich in der Vergangenheit die mehr oder weniger alleinige Existenzgrundlage dieser Völker gewesen und tief in ihrer kulturellen Tradition verankert sind. In den Kommissionen, welche die Verlängerung dieses Rechts alle paar Jahre bewilligen, wird dies für Bequia allerdings regelmäßig angezweifelt, da es als fragwürdig gilt, ob das Leben der Urbevölkerung von Bequia tatsächlich gänzlich vom Walfang abhängig war und er identitätsstiftende Bedeutung für sie hatte. Trotzdem fand die Verlängerung bis heute immer statt. Dem Walbestand schadet es kaum, da Bequia immer weniger von seinem Sonderrecht Gebrauch macht.

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Admiralty Bay mit dem Hamilton Fort auf dem kleinen Hügel rechts

An der nordwestlichen Spitze der Admiralty Bay gelangt man zum Hamilton Fort, das bis auf ein paar Kanonen kaum mehr an eine Festung erinnert. Aber der Hügel, auf dem sie sich befindet, bietet eine schöne Aussicht über Port Elizabeth und die Admiralty Bay.

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Port Elizabeth und Admiralty Bay vom Hamilton Fort aus gesehen

Ebenso hat man einen guten Blick über das südwestliche Ende von Bequia auf der gegenüberliegenden Seite der Admiralty Bay, wo die Insel immer schmaler wird und am Ende in ein paar Miniinseln zerfällt.

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Südwestende von Bequia vom Hamilton Fort aus gesehen

Die Hügel auf Bequia sind nicht allzu hoch, dafür aber einfach zu erreichen, so dass sich immer wieder schöne Aussichten über Port Elizabeth und die Bucht bieten.

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Blick auf die Admiralty Bay von den Hügeln über Port Elizabeth

Da die Admiralty Bay Richtung Westen liegt, ist sie auch für fantastische Sonnenuntergänge gut – im Winter, als ich dort war, über den Klippen am Südwestende der Insel, im Sommer aber direkt über der karibischen See.

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Admiralty Bay und Südwestende Bequias

Auf Bequia kann es, wie überall in der Karibik, auch einmal heftig regnen. Doch meistens ist es nur kurz und der niedergegangene Regen reicht nicht aus, um eine befriedigende Süßwasserversorgung der Insel zu gewährleisten. Im Unterschied zur Hauptinsel St. Vincent und auch zu den Nachbarn St. Lucia und Grenada sind die Berge auf Bequia für ausgiebigere Regenphasen nicht hoch genug. Die höchste Erhebung misst nur 268 Meter. Daher mahnen Hotels die Gäste meistens zur Sparsamkeit beim Wasserverbrauch.

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Regenschauer auf Bequia und ein Kolibri, dem der Regen die Frisur ruiniert hat

Vom Hafen von Port Elizabeth aus führt der Belmont Walkway als schmaler Spazierweg in südlicher Richtung immer am Ufer der Admiralty Bay entlang.

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Belmont Walkway an der Uferpromenade von Port Elizabeth

Er führt zu Bequias bekanntestem Strand, dem Princess Margaret Beach. Ursprünglich hieß er Tony Gibbons Beach, aber nachdem die englische Prinzessin Margaret sich einmal entschied, hier ein Bad zu nehmen, wurde der Strand schnell umbenannt. Man scheint sich der dem Commonwealth vorstehenden Königsfamilie doch recht verbunden zu fühlen. Auch Port Elizabeth selbst ist nach der Queen Mother von Königin Elizabeth II. benannt.

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Princess Margaret Beach

Weiter südlich vom Princess Margaret Beach schließt sich durch einen Felsvorsprung getrennt der nicht minder schöne Lower Bay Beach an, benannt nach einem kleinen „Vorort“ von Port Elizabeth.

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Lower Bay Beach

Obwohl im Februar Hochsaison ist, waren die beiden Strände ganz und gar nicht überlaufen. Vergleichsweise wenige Touristen verirren sich nach Bequia und nur die Kreuzfahrtbesucher sorgen ab und zu für kurzzeitig belebtere Strände.

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Lower Bay Beach und Admiralty Bay

Beide Strände liegen auf der karibischen Westseite der Insel, die vor dem Passat des Atlantik geschützt ist. Die umgebende Bucht sorgt zusätzlich für einen ruhigen Wellengang und verwandelt die Strände in wahre Karibik wie aus dem Bilderbuch.

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(Fotos vom Februar 2019)

 

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St. Lucia – Balenbouche Estate

Ein historisches Anwesen und ein Lost Place

Von Soufrière aus führt die Westküstenstraße durch die gebirgige Landschaft der Pitons in Richtung Süden, bevor das Gelände langsam flacher wird und in die Ebene von St. Lucia’s Süden übergeht.

Auf halbem Weg nach Vieux Fort trifft man auf das riesige Anwesen des Balenbouche Estate, einer ehemaligen Zuckerplantage, die zum kulturellen Erbe der Insel gehört.

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Plantagenhaus des Balenbouche Estate

Das Anwesen ist seit Jahrzehnten von der aus Deutschland stammenden Familie Lawaetz bewohnt, auch wenn es schon lange keinen Betrieb als Zuckerplantage mehr gibt.

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Das ganze weitläufige Gelände zusammen mit dem bewohnten Haupthaus der Plantage kann gegen eine geringe Gebühr heute besichtigt werden, und die Besitzer führen, wenn sie Zeit haben, persönlich durch die Geschichte des Anwesens.

Frau Lawaetz, die ich zufällig an einer Bushaltestelle in der Nähe der Zufahrt zum Balenbouche Estate getroffen hatte und mit der ich zusammen zum Plantagenhaus gefahren war, gab mir einen kurzen historischen Überblick über das Haus und ließ mich dann mit einem ihrer Hunde über das Gelände des Anwesens ziehen.

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Im Garten des Balenbouche Estate

Das Pantagenhaus liegt in einem großen tropischen Garten, der mit einigen Wiesenarealen um das Haus aufgelockert ist.

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Überall verstreut findet man Überbleibsel aus der Zeit des Anwesens als Plantage, kleine Stücke bis hin zu Scheunen, die noch auf dem Gelände stehen.

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Die Scheunen werden noch für verschiedene Zwecke genutzt. In einer befindet sich zum Beispiel ein Meditationsraum, der für Touristen, die im Balenbouche Estate untergekommen sind, benutzt wird.

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Mehrere Hütten auf dem Gelände sind renoviert und zu komfortablen Unterkünften ausgebaut worden, die heute an Gäste der Insel vermietet werden. Damit erwirtschaftet das Balenbouche Estate einen großen Teil der Einnahmen, die für seine aufwändige Instandhaltung nötig sind.

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Das größte Highlight auf dem Gelände des Anwesens sind die Ruinen der alten Zuckermühle, die sich in der Nähe des Plantagenhauses inmitten eines wild wuchernden Stück Urwalds befinden, der auf einem schmalen Pfad durchschritten werden kann.

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Verlassene Zuckerrohrmühle und Destillerie auf dem Balenbouche Estate

Wie bei einem uralten Lost Place hat sich die Natur große Teile der ehemaligen Maschinerien und Gebäude zurückerobert.

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Balenbouche wurde um 1740 herum als eine Plantage aufgebaut, die Zucker und Rum produzierte. Sklaven aus Afrika wurden auf die Plantage gebracht und dort zur Arbeit auf den ausgedehnten Zuckerrohrfeldern und in der Destillerie gezwungen. Die Steinkessel, in denen der Zuckersaft zur Herstellung von Melasse gekocht und von Kessel zu Kessel abgekühlt wurde, sind unter Farnen und Sträuchern noch deutlich zu sehen. Der Prozess der Rumherstellung lief damals nicht wesentlich anders ab als heute zum Beispiel auf Grenada und anderen Karibikinseln.

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1834 wurde die Sklaverei auf St. Lucia abgeschafft und die befreiten Sklaven, die auf der Plantage arbeiteten, gründeten zum Teil kleine Gemeinden in der Nähe des Estates, die auch heute noch mit ausgeprägten afrikanischen Wurzeln existieren.

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Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden Arbeiter aus Indien auf vielen Plantagen St. Lucia’s und anderer ostkaribischer Inseln angeheuert, um die befreiten Sklaven aus Afrika, welche die Plantagen verließen, zu ersetzen.

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An der Wende zum 20. Jahrhundert kehrten viele in ihre Heimat nach Indien zurück, aber manche blieben auf St. Lucia und ließen sich in der Nachbarschaft des Balenbouche Estate nieder, wo ihre Nachkommen heute noch leben.

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Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Betrieb der Zuckerplantage eingestellt, nachdem beinahe 200 Jahre lang auf ihr gearbeitet wurde. Zwischen den beiden Walzen der Zuckerrohrpresse sieht man übrigens einen großen Schraubenschlüssel eingeklemmt, von dem gesagt wird, dass mit ihm tatsächlich die ganze Maschinerie angehalten wurde.

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Tatsächlich geht die Besiedelung des Geländes um das Balenbouche Estate noch in viel weitere Vergangenheit zurück. Petroglyphen – Steinzeichnungen – in der Nähe des vorbeifließenden Balenbouche Rivers belegen, dass schon vor 2000 Jahren die aus Mittelamerika stammenden Arawak hier heimisch waren.

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Etwa um 1000 n. Chr. wurden sie von den Kariben verdrängt. Bei der Ankunft der Europäer ergaben sich die verbliebenen Eingeborenen um etwa 1660 den Franzosen und ihre Kultur ging bis auf wenige Spuren, die man in der Umgebung von Balenbouche finden kann, unter.

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1964 wurde das Anwesen dann von der Lawaetz-Familie erworben, die erst den landwirtschaftlichen Betrieb mit anderen Produkten wiederbelebte und später die Hütten der Arbeiter auf der Farm in Gästehäuser umwandelte, um Farmwirtschaft und Tourismus auf dem Plantagengelände zu kombinieren.

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Das Land des Anwesens reicht bis zur Karibikküste, wo es an zwei schwarzen Lavasandstränden endet.

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Schwarzer Sandstrand des Balenbouche Estate an der Karibikküste

Südlich vom Balenbouche Estate passiert man den letzten Ort, Laborie, vor Vieux Fort.

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Laborie

Von der Südspitze der Insel ging die Fahrt wieder an der Ostküste entlang bis in die Nähe des George FL Charles Airports im Norden von Castries.

Das war St. Lucia. Am nächsten Morgen ging es dann per Flug zur nächsten Insel.

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(Fotos vom Februar 2019)

 

St. Lucia – Schwefel, Blumen, Wald und Wasserfälle

Naturattraktionen rund um Soufrière

Die Gegend um Soufrière auf St. Lucia hat zahlreiche Naturattraktionen zu bieten, die alle zu besichtigen mehrere Tage in Anspruch nehmen würde. In der Kürze der Zeit musste ich mich daher auf eine kleine Auswahl beschränken.

Was auch immer man besucht, die beiden Pitons sind aus stets wechselnden Perspektiven ständiger Begleiter der Szenerie um Soufrière.

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Petit Piton

Nach nur wenigen Kilometer, nachdem man den Ort verlassen hat, gelangt man zu einer weiteren Hauptattraktion St. Lucia’s, den Sulphur Springs oder Schwefelquellen. Sie werden auf der Insel auch als „Drive-In-Volcano“ beworben, da man nach kostenpflichtigem Einlass in das Gebiet mit dem Auto relativ nahe an die Quellen heranfahren kann, wenn auch die Freiheiten ziemlich eingeschränkt sind und die meisten Aussichtspunkte doch nur zu Fuß und im Rahmen einer Führung erreicht werden können.

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Sulphur Springs

Die Sulphur Springs sind ein anschauliches Zeugnis des vulkanischen Ursprungs St. Lucia’s wie auch der meisten anderen Inseln über dem Winde, und sie stellen das geothermisch aktivste Gebiet der Kleinen Antillen dar. Sie liegen, wie auch Soufrière selbst, innerhalb der Qualibou-Caldera, die nach dem Einsturz eines vor etwa 40000 Jahren entstandenen Lavadoms entstanden ist. Der letzte Ausbruch von Lava hat 1780 stattgefunden, aber das Gebiet ist bis heute mit brodelnden Quellen und Fumarolen, aus denen heiße Dämpfe austreten, sehr aktiv.

Vor einigen Jahren konnte man noch deutlich näher an die dampfenden Löcher im Boden herantreten, aber nachdem ein Wissenschafter auf dem instabilen Untergrund eingebrochen und tödlich verunglückt war, sind die Absperrungen auf einen respektvolleren Radius erweitert worden.

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Der hohe Schwefelgehalt der Dämpfe hat Soufrière – Schwefelgrube – auch den Namen gegeben. Das Gelände war im 19. Jahrhundert wirtschaftlich von Bedeutung, als dort Schwefel abgebaut wurde. Heute wird das Wasser der Quellen vor allem für therapeutische Zwecke zur Behandlung verschiedener Krankheiten genutzt.

Über die Nutzung der geothermischen Energie als Energiequelle für St. Lucia hat man auch nachgedacht, aber alle Pläne sind bisher im Sande verlaufen, vor allem weil man keine überzeugende Lösung gegen das Rosten der notwendigen Rohrleitungen gefunden hat.

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Am Ortsrand von Soufrière befinden sich die Diamond Botanical Gardens, in denen man viele Blumen und Pflanzen der Karibik, nicht nur einheimische Pflanzen St. Lucia’s, in einem üppig grünen weitläufigen Garten bewundern kann.

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Diamond Botanical Gardens

Der Garten wird aktiv gepflegt und ständig um neue Anpflanzungen erweitert. Mit etwas Glück sieht man auch Kolibris auf der Suche nach Blütennektar. Die rasend schnellen Vögel mit der Kamera einzufangen, ist allerdings deutlich schwieriger als eine Fotoserie der vielen farbenprächtigen Blumen im Garten zusammenzustellen.

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Durch den Garten fließt der Diamond River, dessen graues bis fast schwarzes Wasser von seiner Herkunft aus dem vulkanischen Gebiet der Sulphur Springs zeugt. Er hat auch die ehemaligen Heilbäder versorgt, die der französische König Ludwig XVI. für seine Soldaten hier bauen ließ. Nur noch Überreste sind von ihnen erhalten, aber man hat inzwischen neue ähnliche Mineralbäder in dem Garten angelegt, die auch gegen Gebühr genutzt werden können.

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Diamond River, von der Asche der benachbarten Sulphur Springs dunkelgrau gefärbt

Am Ende des Gartens stößt man auf die Diamond Falls, in denen sich der Diamond River über bunte Ablagerungen verschiedener Minerale in den Garten ergießt.

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Diamond Falls

Von den Wasserfällen aus führt der Weg zurück zum Eingang des Gartens, aber es gibt mehrere Wege, so dass man auf dem Rückweg in den Genuss anderer Blumen, Sträucher und Bäume kommt.

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Die Diamond Falls sind nur einer von mehreren Wasserfällen, die sich in der Nähe von Soufrière befinden. Unterhalb der Nordseite des Petit Piton sind zum Beispiel die Piton Waterfalls, zu denen man in eine kleine Schlucht hinabsteigt. Am Grund der Schlucht wurden ein paar Becken gebaut, in denen sich das aus dem geothermischen Gebiet stammende warme und sehr mineralreiche Wasser für ein Bad im Schatten der Bäume sammelt.

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Piton Waterfalls und Petit Piton

Die Gegend um Soufrière mit ihren ausgedehnten Regenwäldern ist auch die beste Wanderregion St. Lucia’s.

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Tet Paul Nature Trail

Einer der einfachsten Wege führt in knapp einer Stunde über den Tet Paul Nature Trail, der in der Lücke zwischen dem Gros Piton und dem Petit Piton verläuft.

Der Pfad wurde den Einheimischen eines benachbarten Dorfes in Eigeninitiative angelegt und wird auch von ihnen gepflegt. Wanderführer, die man hier buchen kann, kommen ebenfalls von dort und alle Einnahmen fließen in das Dorf zurück.

Der Weg führt in leichtem Auf und Ab zu verschiedenen Aussichtspunkten, die weite Blicke über die südliche Hälfte St. Lucia’s, auf die Pitons und über die nahe  karibische und die fernere atlantische Küste erlauben. Unter anderem ist vom Wanderpfad auch St. Lucia’s höchster Berg, der 950 Meter hohe Mount Gimie zu sehen, der wie die meisten Erhebungen der Insel vulkanischen Ursprungs ist.

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Mount Gimie, mit 950 Metern St. Lucia’s höchster Berg

Auf dem Tet Paul Nature Trail ist man den beiden Pitons besonders nah. Südlich liegt der dicht bewaldete etwas höhere Gros Piton, der in einer geführten Wanderung relativ leicht bestiegen werden kann. Er ist mit 798 Metern Höhe der zweithöchste Berg St. Lucia’s.

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Gros Piton (798 m)

Der 743 Meter hohe, schroffere und felsigere Petit Piton liegt nördlich des Wanderweges. Zwischen den beiden Vulkankegeln befindet sich an der Karibikküste der Sugar Beach, einer der schönsten und exklusivsten Strände St. Lucia’s.

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Petit Piton (743 m) und Sugar Beach links unten.

Wanderungen im Regenwald St. Lucia’s sind grundsätzlich nur mit autorisiertem Führer erlaubt. Der Tet Paul Nature Trail bildet eine Ausnahme; jedenfalls gestatten die Wanderführer vor Ort in der Regel, die kurze Wanderung allein zu unternehmen, da sie recht harmlos ist und die Wege nicht zu übersehen und gut ausgeschildert sind.

Normalerweise soll der Regenwald aber vor unkontrollierten Wanderern und die Wanderer vor einer nicht ganz ungefährlichen Schlangenart St. Lucia’s geschützt werden. Diese bis zu 2 Meter große Lanzenotternart ist leicht erregbar, angriffslustig, schnell und extrem giftig, und das Gift gehört zu den komplexesten Mischungen im Tierreich und kann ganz unterschiedliche Wirkungen verursachen. Einheimische erzählen manchmal mit etwas makabrem Genuss von den Schrecken dieser Schlangenart. Aber vielleicht dient auch das wieder dem Schutz des heimischen Regenwalds, hat man doch nach diesen Geschichten etwas den Mut verloren, sich als Wanderer auf eigene Faust auf den Weg zu machen.

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(Fotos vom Februar 2019)

 

St. Lucia – Soufrière und die Pitons

Zu den beiden Wahrzeichen St. Lucia’s

Die Westküste St. Lucia’s von der Marigot Bay in südlicher Richtung gehört sicherlich zu den schönsten Abschnitten der Insel. Die Landschaft wird immer grüner und bergiger und alle paar hundert Meter eröffnen sich neue Ausblicke über die karibische Seite der Küste. Die Hauptstraße schlängelt sich durch die Hügel, mal ganz nahe an der Küste, mal weiter weg, und passiert einige der kleinen Orte, die sich mit größeren Lücken an der Westküste aneinanderreihen.

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Brücke über den Grande Rivière de l’Anse La Raye

Einer der ersten Orte, durch den man auf der Strecke fährt, ist Anse-la-Raye, ein Fischerort, der nicht viel mehr als 1400 Einwohner zählt. Er liegt direkt an einer Bucht mit einem langen Strand, der sowohl im Norden als auch im Süden von der Mündung zweier Flüsse begrenzt wird. Der südliche ist der größere, was relativ ist; auch er kommt nur auf ein paar Kilometer Länge, macht dies aber durch einen geradezu epischen Namen wett: „Grande Rivière de l’Anse La Raye“.

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Grande Rivière de l’Anse La Raye

Im Dorf stehen noch viele über 100 Jahre alte Häuser aus der englischen und französischen Kolonialzeit.

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Anse-la-Raye

Die Straße schraubt sich in vielen Kehren in die Höhe und ein Stück von der Küste weg, wo sich weite Blicke über den Regenwald im Landesinneren öffnen.

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Die „grüne Hölle“ St. Lucia’s

Schließlich kehrt sie in weiteren Windungen zum nächsten Ort an der Küste zurück. Canaries war in den 60-er Jahren nur mit dem Boot erreichbar, bevor die Westküstenstraße gebaut und das Dorf mit etwa 1300 Einwohnern an St. Lucia’s Straßennetz angeschlossen wurde. Die ursprünglichen Siedler kamen von Martinique hierher und lebten lange Zeit von einer großen Zuckerplantage, die sich in der Nähe des Ortes befand.

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Canaries

Hinter Canaries entfernt sich die Straße wieder von der Küste und dringt noch tiefer in den Regenwald ein, bevor der Wald oberhalb von Soufrière den Blick auf den Ort und die beiden Wahrzeichen St. Lucia’s, die Pitons, freigibt.

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Soufrière mit dem Petit Piton und dahinter dem Gros Piton

Soufrière wurde von französischen Siedlern gegründet und war ursprünglich die Hauptstadt St. Lucia’s, bevor dieser Status nach einem schweren Hurrikan und in den Wirren der Französischen Revolution an Castries überging. Mit fast 8000 Einwohnern ist Soufrière einer der größeren Orte der Insel. Er liegt in der Qualibou-Caldera, dem Einsturzkrater eines schlafenden Vulkans, der sich vor etwa 35000 Jahren geformt hat. Die Region um Soufrière ist mit heißen Quellen und Schwefelfumarolen geothermisch aktiv, und noch im Jahre 2000 gab es in der Umgebung ein Erdbeben. Frühere Erdbeben, Hurrikans und Brände haben die Stadt mehrfach zerstört und dazu geführt, dass sie mehr als einmal komplett wiederaufgebaut werden musste.

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Berglandschaft hinter den Pitons

Die Pitons – sowohl der etwas höhere Gros Piton (798 m) als auch der niedrigere Petit Piton (743 m) – sind ein UNESCO Weltnaturerbe. Sie sind vulkanische „Pfropfen“, die vor etwa 250000 Jahren von aufsteigender Lava in die Höhe gepresst wurden. Bevor es zu einem Vulkanausbruch kam, ist die Lava erkaltet und ließ die beiden Lavadome zurück.

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Abend über den Wäldern St. Lucia’s

Auch das hügelige Hinterland der Pitons, das am Rand oder innerhalb der Qualibou-Caldera liegt, ist durch diesen Prozess entstanden.

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Die Pitons im Abendlicht …

Beide Pitons und der Bergkamm zwischen ihnen beherbergen eine reichhaltige Fauna und Flora mit einigen endemischen Arten, insbesondere Vogelarten, die nur dort, teilweise sogar ausschließlich auf dem Gros Piton vorkommen.

Beide Spitzen können bestiegen werden, wobei der Gros Piton als relativ einfach gilt und außer guter Kondition und viel Wasser im tropischen Klima kein bergsteigerisches Können erfordert. Die Routen auf den Petit Piton sind schwieriger und beinhalten ein paar Kletterpassagen.

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… und im Morgenlicht

Die Umgebung von Soufrière ist bergig und hat nur recht wenige Strände, dafür aber umso exklusivere.

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Besuch zum Frühstück

Einer von ihnen, der Anse Chastanet, ist nur mit dem Boot – oder zu Fuß – zu erreichen. Er liegt versteckt hinter einem in die karibische See hineinragenden Felsvorsprung am westlichen Ende der Soufrière Bay.

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Soufrière Bay

Üblicherweise nimmt man sich ein kleines Boot – ein „Wassertaxi“ – das von Soufrière am Ufer der Bucht ablegt, und dann meistens mit einem Höllentempo über die Bucht brettert. Ich weiß nicht, wo der Begriff „brettern“ eigentlich herkommt, aber diese Tour hat mich am eigenen Rücken spüren lassen, das Wasser hart wie ein Brett sein und der Seegang einem kleinen Boot Schläge versetzen kann, dass man permanent das Gefühl hat, es werde jeden Moment in Stücke zertrümmert.

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Ufer an der Soufrière Bay und Petit Piton

Wenigstens bieten sich die Kalkfelsen am Nordufer der Bucht für einen Stopp oder eine langsamere Fahrt an, da es manchmal interessante Einblicke in Felsspalten und Höhlen in der Felswand gibt.

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Blick vom Boot über die Soufrière Bay nach Soufrière

Am Anse Chastanet ist dunkler Vulkansand und heller Sand geschichtet. Der Strand wird primär von zwei Hotels in der Nähe genutzt, obwohl sie, wie es bei allen Karibikstränden der Fall ist, kein exklusives Recht auf den Strand beanspruchen können. Er darf von allen genutzt werden; faktisch halten sich aber durch die Komplikation, den Strand überhaupt zu erreichen, fast nur Gäste der beiden Luxushotels dort auf.

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Anse Chastanet

Natürlich gibt es auch eine Strandbar, aber das Preisniveau dort ist auch auf jene Luxushotelgäste zugeschnitten und hat mich bewogen, nach dem kurzen Zwischenstopp am Strand recht schnell wieder die Rückfahrt anzutreten.

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Strandbar am Anse Chastanet

Das beste an der Bootsfahrt zum Anse Chastanet ist eigentlich nicht dieser Strand, sondern die Sicht, die sich vom Boot über die Soufrière Bay auf die Küste von Soufrière und das grüne Hinterland bietet.

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Blick über die Soufrière Bay auf Soufrière

Und auf die Pitons!

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Die Pitons vom Boot auf der Soufrière Bay, links der Petit Piton, rechts der Gros Piton

Aber sie geben von jeder Position aus und zu jeder Tageszeit ein gutes Bild ab – ob vor Sonnenuntergang …

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Die Pitons kurz vor Sonnenuntergang …

… oder nach Einbruch der Dunkelheit …,

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… und kurz nach Sonnenuntergang

… nur nicht mehr bei völlig schwarzer Nacht, wenn nur noch, ungestört vom Streulicht nahegelegener Orte, der grandiose Sternenhimmel über St. Lucia zu sehen ist.

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Sternenhimmel über St. Lucia

(Ich musste die Gelegenheit einmal nutzen, mit langen Belichtungszeiten zu experimentieren – das große Bild hatte 1 bis 2 Stunden Belichtung – aber die Bilder vermitteln nicht den Eindruck, den man mit bloßem Auge hat – oder mit besserer Kameraausrüstung und mehr Erfahrung in Astrofotografie hätte.)

(Fotos vom Februar 2019)

 

St. Lucia – Marigot Bay und Pigeon Island

Buchten und Hügel, Piraten und Admiräle

An der karibischen Westküste St. Lucia’s liegt die Marigot Bay, eine der bekanntesten Buchten der Insel, die von Hügeln mit üppigen tropischen Wäldern umgeben ist. Manche bezeichnen sie als die schönste Bucht der Karibik.

Obwohl sie mit Hotels, Restaurant und Bars touristisch gut ausgebaut ist, führt nur eine schmale, mit Schlaglöchern übersäte Straße von der Küstenhauptstraße zum inselseitigen Ende der Bucht.

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Marigot Bay

Nur die südlichen Hügel sind überhaupt – über noch schlechtere Straßen – direkt zugänglich. Die Nordseite kann man nur mit einem Boot vom anderen Ufer aus erreichen.

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Das nur mit einem Boot zugängliche Nordufer der Marigot Bay

Die Marigot Bay beherbergt einen kleinen Yachthafen, der durch seine Lage tief im Inneren der engen Bucht besonders guten Schutz vor den gefürchteten Karibik-Hurrikans bietet. Historisch habe hier auch Engländer und Franzosen, die sich um die Insel stritten, Verstecken gespielt und ihre Boote mit den dichten Palmblättern an den Ufern getarnt.

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Marigot Bay

1967 wurde in der Marigot Bay der Musical-Film Doktor Dolittle gedreht, wovon heute noch Dolittle’s Restaurant und The Pink Snail Champagne Bar zeugen. Einheimische – wenn sie nicht gerade von Geschäften in einem dieser Etablissements leben – bezeichnen ihn einmütig als einen selten blöden Film.

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Marigot Bay nach einem Regenschauer am Morgen

Von der Marigot Bay aus erreicht man nach ein paar Kilometern in nördlicher Richtung St. Lucia’s Hauptstadt Castries, die ebenfalls an der Westküste liegt. Im Gegensatz zu Grenada’s Hauptstadt St. George’s ist Castries nicht besonders schön. Alle Fotos von höherer Position über die Stadt sind zu einem signifikanten Teil durch ein dichtes Gestrüpp aus Stromkabeln verdeckt, obwohl der Blick auf den großzügigen Hafen, der zwei Anleger für große Kreuzfahrtschiffe bietet, eigentlich sehenswert ist.

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Im Kreuzfahrtschiffhafen von St. Lucia’s Hauptstadt Castries

Ähnlich wie Grenada wird auch St. Lucia von hier aus täglich von Kreuzfahrern überschwemmt, die sich morgens mit Tagesausflügen über die ganze Insel verteilen, abends zurückkehren und meist am gleichen Abend die Insel wieder verlassen.

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Schwimmendes Hotel

Zermürbt von einem die Stadt aus allen Richtungen durchschneidenden Autoverkehr und einem anstrengenden Maß an Bettlern war ich froh, die Stadt wieder zu verlassen. Weiter in nördlicher Richtung ging es vorbei an St. Lucia’s zweitem Flughafen und der Rodney Bay und Gros Islet, dem touristischen Zentrum St. Lucia’s, nach Pigeon Island.

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Pigeon Island vom Reduit Beach aus gesehen. Im Vordergrund der „Splash Island Water Park“.

Die Straße führt – links hinter einem kleinen Umspannwerk, wo das Schild zu einer der Hauptattraktionen St. Lucia’s vor Monaten umgefahren wurde und niemand bisher Lust hatte, ein neues aufzustellen – über einen kleinen befestigten Damm zu dieser als Nationalpark ausgewiesenen ehemaligen Insel.

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Pigeon Island Beach

Vor dem Eingang zum Park bietet ein Strand und Bootsanleger einen schönen Blick über die ausgedehnte Rodney Bay.

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Rodney Bay von Pigeon Island aus gesehen
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Am Eingang des Pigeon Island National Park. Signal Peak im Hintergrund.

Pigeon Island war ehemals der Unterschlupf des berüchtigten französischen Piraten François le Clerc, der als der erste Pirat mit klassischem Holzbein belegt ist.

Er griff von seinem Stützpunkt auf der Insel mit seiner kleinen Flotte aus acht Schiffen bevorzugt vorbeisegelnde spanische Handelsschiffe an, überfiel aber auch Städte anderer Karibikinseln und machte sich über den Handelsverkehr mit den kanarischen Inseln her.

Le Clerc hatte eine Übereinkunft mit den auf der Insel lebenden einheimischen Kariben ausgehandelt, so dass diese ihn gewähren ließen und seine Schiffe nicht angriffen.

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Im Pigeon Island National Park

Im 18. Jahrhundert änderte sich dann die Lage und Pigeon Island wurde vom britischen Admiral George Rodney erobert, der die Kariben von der Insel vertrieb. Er baute die ganze Insel zu einem Festungsgelände aus und ließ in dem Zuge alle Bäume auf der Insel fällen, um überall freie Sicht und Schussbahn zur Verteidigung zu haben.

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Im Pigeon Island National Park
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In den Kasernenruinen. Martinique am Horizont.

Die offenen Wiesen mit relativ wenigen Bäumen sind noch heute ein auffälliges Merkmal, wenn man das Nationalparkgelände von Pigeon Island betritt.

Für Rodney diente die Insel als Beobachtungsposten für die Bewegungen der französischen Marine.

Vor allem vom höheren der beiden Hügel aus, dem Signal Peak, hatte er freie Sicht bis zur etwa 40 Kilometer entfernten Nachbarinsel Martinique, die sich fest in französischer Hand befand und auch heute noch ein französisches Übersee-Département ist.

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Ruinen der ehemaligen britischen Kasernen von Admiral Rodney

Im Nationalpark findet man mehrere Ruinen des früheren britischen Militärgeländes, unter anderem eine Kaserne und ein Offizierskasino.

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Reste des Offizierskasinos

Richtung Norden kann man auch, ohne den Signal Peak zu erklimmen, gut das benachbarte Martinique am Horizont erkennen.

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Südküste von Martinique am Horizont in ca. 40 Kilometer Entfernung Richtung Norden

Auf dem zweiten etwas niedrigeren Hügel von Pigeon Island, der sich ganz auf der westlichen Spitze des Insel befindet, sind die nach ihm benannten Ruinen des ehemaligen Forts von Admiral Rodney.

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Fort Rodney

Admiral Rodney begann 1782 von Pigeon Island aus seinen Angriff gegen die französischen Flotte, die er in der Schlacht von Les Saintes nördlich der Kleinen Antilleninsel Dominica besiegte. Mit dieser Schlacht wurde die Vormachtstellung der britischen Seeflotte im karibischen Raum gefestigt.

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Fort Rodney mit der Rodney Bay im Hintergrund

Während des zweiten Weltkriegs wurden die Hügel auf Pigeon Island von der amerikanischen Marine als Funk- und Kommunikationsstandorte genutzt, um die Verteidigung gegen deutsche U-Boote zu koordinieren, die durch patrouillierende Flugzeuge vor den Antilleninseln aufgespürt wurden.

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Blick von Fort Rodney zum Signal Peak und nach Martinique am Horizont

Von den Hügeln hat man einen guten Blick auf den künstlichen Damm, der 1971 aufgeschüttet wurde, um Pigeon Island mit St. Lucia zu verbinden.

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Signal Peak, Damm nach St. Lucia und Rodney Bay

Auch St. Lucia’s Westküste und die grünen Berge im Hinterland sind von Pigeon Island aus gut zu sehen.

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Blick über die Westküste St. Lucia’s und das Inselinnere

Der Rückweg führte vorbei am Reduit Beach, einem der populärsten Strände St. Lucia’s, der außerdem einen schönen Sonnenuntergang über der Rodney Bay zu bieten hat.

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Abend am Reduit Beach, Rodney Bay

(Fotos vom Februar 2019)