Die Westküste St. Lucia’s von der Marigot Bay in südlicher Richtung gehört sicherlich zu den schönsten Abschnitten der Insel. Die Landschaft wird immer grüner und bergiger und alle paar hundert Meter eröffnen sich neue Ausblicke über die karibische Seite der Küste. Die Hauptstraße schlängelt sich durch die Hügel, mal ganz nahe an der Küste, mal weiter weg, und passiert einige der kleinen Orte, die sich mit größeren Lücken an der Westküste aneinanderreihen.

Einer der ersten Orte, durch den man auf der Strecke fährt, ist Anse-la-Raye, ein Fischerort, der nicht viel mehr als 1400 Einwohner zählt. Er liegt direkt an einer Bucht mit einem langen Strand, der sowohl im Norden als auch im Süden von der Mündung zweier Flüsse begrenzt wird. Der südliche ist der größere, was relativ ist; auch er kommt nur auf ein paar Kilometer Länge, macht dies aber durch einen geradezu epischen Namen wett: „Grande Rivière de l’Anse La Raye“.

Im Dorf stehen noch viele über 100 Jahre alte Häuser aus der englischen und französischen Kolonialzeit.

Die Straße schraubt sich in vielen Kehren in die Höhe und ein Stück von der Küste weg, wo sich weite Blicke über den Regenwald im Landesinneren öffnen.

Schließlich kehrt sie in weiteren Windungen zum nächsten Ort an der Küste zurück. Canaries war in den 60-er Jahren nur mit dem Boot erreichbar, bevor die Westküstenstraße gebaut und das Dorf mit etwa 1300 Einwohnern an St. Lucia’s Straßennetz angeschlossen wurde. Die ursprünglichen Siedler kamen von Martinique hierher und lebten lange Zeit von einer großen Zuckerplantage, die sich in der Nähe des Ortes befand.

Hinter Canaries entfernt sich die Straße wieder von der Küste und dringt noch tiefer in den Regenwald ein, bevor der Wald oberhalb von Soufrière den Blick auf den Ort und die beiden Wahrzeichen St. Lucia’s, die Pitons, freigibt.

Soufrière wurde von französischen Siedlern gegründet und war ursprünglich die Hauptstadt St. Lucia’s, bevor dieser Status nach einem schweren Hurrikan und in den Wirren der Französischen Revolution an Castries überging. Mit fast 8000 Einwohnern ist Soufrière einer der größeren Orte der Insel. Er liegt in der Qualibou-Caldera, dem Einsturzkrater eines schlafenden Vulkans, der sich vor etwa 35000 Jahren geformt hat. Die Region um Soufrière ist mit heißen Quellen und Schwefelfumarolen geothermisch aktiv, und noch im Jahre 2000 gab es in der Umgebung ein Erdbeben. Frühere Erdbeben, Hurrikans und Brände haben die Stadt mehrfach zerstört und dazu geführt, dass sie mehr als einmal komplett wiederaufgebaut werden musste.

Die Pitons – sowohl der etwas höhere Gros Piton (798 m) als auch der niedrigere Petit Piton (743 m) – sind ein UNESCO Weltnaturerbe. Sie sind vulkanische „Pfropfen“, die vor etwa 250000 Jahren von aufsteigender Lava in die Höhe gepresst wurden. Bevor es zu einem Vulkanausbruch kam, ist die Lava erkaltet und ließ die beiden Lavadome zurück.

Auch das hügelige Hinterland der Pitons, das am Rand oder innerhalb der Qualibou-Caldera liegt, ist durch diesen Prozess entstanden.

Beide Pitons und der Bergkamm zwischen ihnen beherbergen eine reichhaltige Fauna und Flora mit einigen endemischen Arten, insbesondere Vogelarten, die nur dort, teilweise sogar ausschließlich auf dem Gros Piton vorkommen.
Beide Spitzen können bestiegen werden, wobei der Gros Piton als relativ einfach gilt und außer guter Kondition und viel Wasser im tropischen Klima kein bergsteigerisches Können erfordert. Die Routen auf den Petit Piton sind schwieriger und beinhalten ein paar Kletterpassagen.

Die Umgebung von Soufrière ist bergig und hat nur recht wenige Strände, dafür aber umso exklusivere.

Einer von ihnen, der Anse Chastanet, ist nur mit dem Boot – oder zu Fuß – zu erreichen. Er liegt versteckt hinter einem in die karibische See hineinragenden Felsvorsprung am westlichen Ende der Soufrière Bay.

Üblicherweise nimmt man sich ein kleines Boot – ein „Wassertaxi“ – das von Soufrière am Ufer der Bucht ablegt, und dann meistens mit einem Höllentempo über die Bucht brettert. Ich weiß nicht, wo der Begriff „brettern“ eigentlich herkommt, aber diese Tour hat mich am eigenen Rücken spüren lassen, das Wasser hart wie ein Brett sein und der Seegang einem kleinen Boot Schläge versetzen kann, dass man permanent das Gefühl hat, es werde jeden Moment in Stücke zertrümmert.

Wenigstens bieten sich die Kalkfelsen am Nordufer der Bucht für einen Stopp oder eine langsamere Fahrt an, da es manchmal interessante Einblicke in Felsspalten und Höhlen in der Felswand gibt.

Am Anse Chastanet ist dunkler Vulkansand und heller Sand geschichtet. Der Strand wird primär von zwei Hotels in der Nähe genutzt, obwohl sie, wie es bei allen Karibikstränden der Fall ist, kein exklusives Recht auf den Strand beanspruchen können. Er darf von allen genutzt werden; faktisch halten sich aber durch die Komplikation, den Strand überhaupt zu erreichen, fast nur Gäste der beiden Luxushotels dort auf.

Natürlich gibt es auch eine Strandbar, aber das Preisniveau dort ist auch auf jene Luxushotelgäste zugeschnitten und hat mich bewogen, nach dem kurzen Zwischenstopp am Strand recht schnell wieder die Rückfahrt anzutreten.

Das beste an der Bootsfahrt zum Anse Chastanet ist eigentlich nicht dieser Strand, sondern die Sicht, die sich vom Boot über die Soufrière Bay auf die Küste von Soufrière und das grüne Hinterland bietet.

Und auf die Pitons!

Aber sie geben von jeder Position aus und zu jeder Tageszeit ein gutes Bild ab – ob vor Sonnenuntergang …

… oder nach Einbruch der Dunkelheit …,

… nur nicht mehr bei völlig schwarzer Nacht, wenn nur noch, ungestört vom Streulicht nahegelegener Orte, der grandiose Sternenhimmel über St. Lucia zu sehen ist.

(Ich musste die Gelegenheit einmal nutzen, mit langen Belichtungszeiten zu experimentieren – das große Bild hatte 1 bis 2 Stunden Belichtung – aber die Bilder vermitteln nicht den Eindruck, den man mit bloßem Auge hat – oder mit besserer Kameraausrüstung und mehr Erfahrung in Astrofotografie hätte.)
(Fotos vom Februar 2019)
das Thema mit der Langzeitbelichtung mit dem Sternenhimmel habe ich auch noch nie gemacht und somit keine Erfahrung !!!
Das Foto Nr. 6 gefällt mir am besten und sofort kam mit Rio mit dem Zuckerhut in den Kopf !!! Sieht meiner Meinung ähnlich aus !! Kommt natürlich auf die Perspektive an !!!!
Eine Mini Copocabana ist ja auch da !!!
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Ja, an den Zuckerhut habe ich auch gedacht. Allerdings sind die Pitons doppelt so hoch, dafür ist der Zuckerhut mehr als 2000-mal so alt! Meine Kamera hat so ein Astro-Programm, das macht es zwar im Prinzip einfach (Kamera auf Stativ, Programm einstellen, auslösen, 1 bis 2 Stunden warten), aber das Ergebnis ist nicht so berauschend. Das Verkleinern der Bilder war auch keine so gute Idee, die Wirkung geht doch sehr verloren. Naja, war ein erster Versuch, bei der nächsten Gelegenheit experimentiere ich mal mehr mit manuellen Einstellungen.
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