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Zermatt – Schwarzsee und Trockener Steg

Nah am Matterhorn

Das war einer der Tage, an denen man nicht wusste, ob das Wetter einen Ausflug erlaubt oder nicht. Vom Matterhorn war am Morgen gar nichts zu sehen, so komplett war es in Wolken verhüllt. Andererseits gab es ein paar blaue Löcher am Himmel. Am besten fragt man bei so einem ambivalenten Wetter die Einheimischen. „Das wird wahrscheinlich besser im Laufe des Tages, und wenn nicht, sieht es am Schwarzsee sehr mystisch aus. Das hat auch seinen Reiz.“

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Zermatt und rechts die Gondelstation Furi (1871 m)

Das hat mich überzeugt und ich ging zur Gondelstation des „Matterhorn Express“ am oberen Talende von Zermatt. Der Matterhorn Express ist eine Umlaufgondelbahn in drei Abschnitten. Jede Kabine hat Platz für sechs Personen. Der erste Abschnitt führt von Zermatt zur Station Furi, der zweite von Furi zum Schwarzsee und der dritte vom Schwarzsee zum Trockenen Steg. Je nachdem, wie weit man fahren will, kann man sitzen bleiben oder an den entsprechenden Zwischenstationen aussteigen. Eine identisch gebaute Gondelbahn, der Riffelberg Express, führt außerdem noch von Furi auf den Riffelberg, in die man an der Station Furi umsteigen kann.

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Blick vom Schwarzsee (2583 m) über das wolkenverhangene Mattertal

Die Transportinfrastruktur aus Seilbahnen, Gondelbahnen, Sesselliften und Zahnradbahnen ist in Zermatt zur Perfektion getrieben – im Sommer und erst recht im Winter, wo zusätzlich noch zahllose Skilifte in Betrieb sind. Die Möglichkeit, schnell in die Höhe zu gelangen, macht Höhenwanderungen sehr bequem – und Zermatt wird eigentlich erst in der Höhe wirklich interessant. Vom Ort aus sieht man genau einen Berg – ich muss nicht erwähnen, welchen -, ansonsten ist Zermatt von zwei steilen Hängen eingerahmt, welche die Sicht auf die Fülle der übrigen Viertausender verstellen, die hier so zahlreich sind wie nirgendwo sonst in den Alpen.

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Schwarzsee und Matterhorn in Wolken

Der Schwarzsee ist nicht nur ein kleiner See, sondern der ganze Bergrücken, auf dem er liegt, trägt diesen Namen. Zusammen mit dem Matterhorn selbst wird der Schwarzsee morgens als Erstes von allen Zermatt umgebenden Gebieten in Sonnenlicht getaucht. Wie eine angezündete Fackel leuchtet das Matterhorn dann über Zermatt, während es im Ort selbst noch dunkel ist.

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Schwarzsee

Direkt am See liegt die kleine Kapelle „Maria zum Schnee“ und im See gibt es kleine Fische – das war’s weitgehend.

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Ober Gabelhorn, Wellenkuppe, Zinalrothorn

Knapp 700 Meter höher, auf 3260 Metern Höhe, liegt die Hörnlihütte, zu der man üblicherweise in einer etwa zweistündigen Tour vom Schwarzsee aus aufsteigt.

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Matterhorn vom Schwarzsee aus gesehen

Die Hörnlihütte ist Ausgangspunkt für die Normalroute – d.h. die einfachste und am häufigsten begangene – auf das Matterhorn, dessen Gipfel etwa 1200 Meter über der Hütte liegt. Der Aufstieg beginnt sehr früh morgens und dauert etwa 6 Stunden. Er verläuft über den Nordostgrat – den „Hörnligrat“ -, der direkt an der Hütte beginnt. Von Zermatt aus kann man oft vor Sonnenaufgang eine Kette von Lichtpunkten der Stirnlampen der Bergsteiger sehen, die langsam den Grat hinaufkriecht.

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Matterhorn mit Hörnligrat und Hörnlihütte

Das Matterhorn hat insgesamt vier Grate, die alle begehbar sind, wenn auch mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Natürlich wurden auch alle vier Wände des Matterhorns auf zahllosen Routen und sommers wie winters durchstiegen. Im Schnitt dauert der Weg durch eine Wand doppelt so lange wie über einen Grat, wobei es „Speed-Kletterer“ gibt, welche die Nordwand, die berühmteste und schwierigste der Wände, schon in weniger als zwei Stunden durchklettert haben. Andere sind alle vier Grate hintereinander an einem einzigen Tag hochgeklettert – ja, viermal „hoch“, d.h. sie sind am gleichen Tag auch viermal wieder runtergeklettert! Es gibt an einem der ikonischsten Berge der Welt bergsteigerisch kaum eine verrückte Herausforderung, die nicht schon gemeistert wurde.

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Nicht die Hörnlihütte

Die meisten Grate und Wände sind auf kürzestem Weg von Zermatt aus zu erreichen, aber für einige liegt das italienische Pendant, der 2347 Meter hoch gelegene Ort Breuil-Cervinia, näher. (Die italienisch-schweizerische Grenze verläuft über das Matterhorn und der Berg heißt im Italienischen „Cervino“, im Französischen „Le Cervin“.) Von Breuil-Cervinia blickt man vor allem auf die Südwand des Matterhorn, das aus dieser Perspektive nicht wiederzuerkennen ist. Unfairerweise hat Zermatt aufgrund der außergewöhnlicheren Gestalt des Matterhorns aus nördlicher Sicht allen Ruhm und all das touristische Einkommen geerntet.

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Am Schwarzsee mit Lyskamm im Hintergrund

Vom Schwarzsee geht es mit dem Matterhorn Express 3 weiter zum Trockenen Steg in über 2900 Metern Höhe. Statt über den Umweg über den Schwarzsee kann der Trockene Steg auch direkt mit einer Seilbahn von Furi aus erreicht werden.

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Matterhorn Express 3 vom Schwarzsee zum Trockenen Steg (2939 m). Monte-Rosa-Gruppe rechts von der Kabine im Hintergrund.

Trockener Steg ist zusammen mit dem noch höher gelegenen Gebiet um das Klein Matterhorn eines der größten Skigebiete Europas. Im Sommer sieht es mit seinen riesigen Schotterpisten und Geröllflächen nicht wirklich schön aus, aber die Aussicht auf die Fülle an umliegenden Viertausendern ist fantastisch.

Die Perspektive auf das Matterhorn, das immer noch sehr nah ist, hat sich inzwischen verändert. Die Nordwand ist nun nicht mehr zu sehen; stattdessen hat man fast frontalen Blick auf die Ostwand mit dem Nordostgrat („Hörnligrat“) zur Rechten und dem Südostgrat („Furggengrat“) zur Linken.

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Matterhorn-Ostwand, ganz rechts die Hörnlihütte

Ein Panoramaschwenk um etwa 180 Grad am Trockenen Steg sieht so aus:

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Matterhorn und Dent Blanche. Im Vordergrund die Seilbahn auf das Klein Matterhorn und das Matterhorn Glacier Paradise.
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Dent Blanche und Ober Gabelhorn
TrockenerSteg5
Ober Gabelhorn, Wellenkuppe und Zinalrothorn
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Zinalrothorn und Weißhorn
TrockenerSteg7
Weißhorn, Mattertal, Dom, Täschhorn und Alphubel
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Rimpfischhorn, Strahlhorn, Gornergrat, Cima di Jazzi, Gornergletscher, Monte Rosa und Lyskamm
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Oberer Gornergletscher und Cima di Jazzi
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Monte Rosa mit Nordend und Dufourspitze

Das Wetter war tatsächlich besser geworden. Auf dem Rückweg zum Schwarzsee war die Sicht über das Mattertal inzwischen fast klar, wenn auch das Matterhorn immer noch in Wolken hing.

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Mischabel und Allalingruppe

Von der Gondelbahn vom Schwarzsee nach Furi gab es noch eine schöne Sicht in das Tal des Gornerbaches, des Schmelzwasserbachs des Gornergletschers. Vor einigen Jahrzehnten war hier noch eine Verlängerung des Gornergletschers, der Bodengletscher, der inzwischen vollständig verschwunden ist.

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Tal der Gornera (Gornerbach, Abfluss des Gornergletschers)

Der Gornerbach, auch Gornera genannt, vereinigt sich noch oberhalb von Zermatt mit dem Furggbach und dem Zmuttbach zur Mattervispa, die Zermatt durchfließt und später auf die Saaservispa aus dem Tal von Saas Fee trifft. Als Vispa durchströmen sie den unteren Teil des Mattertals, bevor sie endlich in die Rhone münden.

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Furi oberhalb von Zermatt. Mischabel mit Dom und Täschhorn im Hintergrund.

(Fotos vom August 2019)

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Zermatt – Gornergrat

Aussicht auf einen der größten Alpengletscher

Der Gornergrat ist ein langgestreckter Bergrücken, der sich von Zermatt in südöstlicher Richtung tief in den Alpenhauptkamm schneidet und von einer Fülle an Viertausendern umgeben ist. Der Grat trennt zwei Gletscher voneinander, die jeweils an einer seiner Flanken verlaufen, den Findelgletscher und den Gornergletscher. Der höchste Punkt des Grates liegt in 3135 Metern Höhe.

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Matterhorn über Zermatt, von der Bahnstrecke der Gornergratbahn aus aufgenommen.

Das touristische Potential des Grates und seiner landschaftlichen Umgebung wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts erkannt, und mit dem Bau der Gornergratbahn begann man es systematisch zu nutzen.

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1898 wurde die Bahnstrecke eröffnet; sie war die erste elektrisch betriebene Zahnradbahn der Schweiz. Sie hat eine Länge von über 9 Kilometern und überwindet von Zermatt bis zur Bergstation auf dem Gornergrat eine Höhendifferenz von fast 1500 Metern bei einer Fahrzeit von einer guten halben Stunde. Auf der Strecke liegen mehrere Zwischenbahnhöfe, an denen Fahrgäste aus- und zusteigen können.

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Die Gornergratbahn ist die zweithöchste Eisenbahnstrecke Europas. Sie wird nur von der Jungfraubahn übertroffen, deren Bergstation fast 400 Meter höher liegt. Im Vergleich zu dieser, die sich eher wie ein Hochgeschwindigkeitszug im Gebirge anfühlt, ist eine Fahrt mit der Gornergratbahn ein gemütlicher Ausflug.

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Hinzu kommt das große Plus, dass die Strecke, im Gegensatz zur Jungfraubahn, die durch einen schier endlosen Tunnel bis zum Gipfel rast, größtenteils durch offenes Gelände verläuft und permanent freie Sicht auf das Matterhorn in einer sich langsam verschiebenden Perspektive bietet.

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Unterhalb des Grates ist auf dem dunklen Hügel die Hörnlihütte (3260 m), Ausgangspunkt der Normalroute über den Nordostgrat (Hörnligrat) auf den Berg, als heller Punkt zu erkennen.

Zu Anfang fuhr die Bahn nur im Sommer auf den Gornergrat, aber die Strecke wurde Schritt für Schritt wintersicher gemacht, so dass um 1940 die Bergstation und die Skigebiete an den Zwischenstationen zu allen Jahreszeiten angefahren werden konnten. Die populärste Touristensaison hat sich danach bald vom Sommer auf den Winter verlagert – wie es auch heute noch der Fall ist.

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Bergstation der Gornergratbahn (3089 m) mit astronomischem Observatorium.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Kulmhotel auf dem Gornergrat gebaut, welches auch heute noch dort steht und das höchste Berghotel der Schweiz ist.

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Bergstation der Gornergratbahn. Von links: Theodulgletscher, Matterhorn und Dent Blanche.

Auf den beiden Türmen des Hotels wurden in den 1960-er Jahren zwei astronomische Observatorien errichtet, die lange Zeit wissenschaftlich eingesetzt wurden, heute aber eher für pädagogische Programme für Schüler, Studenten und die Öffentlichkeit genutzt werden.

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Neben der obligatorischen Sicht auf das Matterhorn bietet die Bergstation der Zahnradbahn aber vor allem eine großartige Aussicht auf den Gornergletscher, das Monte-Rosa-Massiv und die umliegenden Berge.

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Links der obere Gornergletscher, rechts der Grenzgletscher, dazwischen das Monte-Rosa-Massiv mit Nordend (4609 m) und Dufourspitze (4634 m), dem zweithöchsten Gipfel der Alpen und höchstem Berg der Schweiz. Rechts über dem Grenzgletscher der Lyskamm (4533 m). Auf dem Fels rechts oberhalb des grünen Gletschersees in der Mitte des Bildes befindet sich die Monte-Rosa-Hütte, Ausgangspunkt für die meisten Touren ins Monte-Rosa-Massiv.

Der Gornergletscher ist nach dem Großen Aletsch- und dem Fieschergletscher mit knapp 13 Kilometern Länge der drittlängste Gletscher der Alpen. Der Fläche nach ist das gesamte Gornergletschersystem nach dem Großen Aletschgletscher das zweitgrößte der Alpen.

Der Gornergletscher setzt sich aus einem oberen Teil nördlich des Monte-Rosa-Massivs und einem unteren Teil, der am Zusammenfluss mit dem größeren Grenzgletscher beginnt, zusammen. Der Grenzgletscher ist der eigentliche Quellgletscher des unteren Gornergletschers, insbesondere seitdem seit Sommer 2019 durch die klimawandelbedingte Gletscherschmelze der obere Gornergletscher nicht mehr mit dem Grenzgletscher verbunden ist.

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Gornergletscher im Vordergrund nach dem Zusammenfluss von oberem Gornergletscher und Grenzgletscher (links). Ganz links Lyskamm, halb links Castor (4223 m) und Pollux (4092 m), halb rechts Breithorn (4164 m), rechts Klein Matterhorn (3883 m). Der Gletscher zwischen Pollux und Breithorn ist der Schwärzegletscher, direkt unterhalb des Breithorns ist der Breithorngletscher, zwischen Breithorn und Klein Matterhorn der Triftjigletscher. Alle fließen mit dem Gornergletscher zusammen.

Das Gornergletschersystem – und hier insbesondere der Grenzgletscher – ist physikalisch ungewöhnlich, insofern es sich um sogenannte polythermale Gletscher handelt. Die weitaus meisten Gletscher der Alpen sind temperierte oder „warme“ Gletscher, d.h. das Eis ist warm genug, dass es unter Druck beginnt zu schmelzen und auf der Unterseite des Gletschers einen Wasserfilm erzeugt, auf dem der Gletscher abwärts gleitet.

Im Gegensatz dazu hat der Gornergletscher Bereiche, insbesondere am Colle Gnifetti im oberen Abschnitt des Grenzgletschers, in denen die Temperatur im Inneren sehr kalt ist und damit unter dem Druckschmelzpunkt liegt. Bei diesen „kalten“ Gletschern reicht der Druck nicht aus, um das Eis zu schmelzen, so dass sie nicht auf einem Wasserfilm gleiten, sondern sich nur durch die plastische Verformung des Eises bewegen können. Ihre Abwärtsbewegung ist daher nur ungefähr halb so schnell wie die eines temperierten Gletschers. Auf der Oberfläche können sich durch die Sonneneinstrahlung Eisseen bilden, aus denen das Wasser nicht in den Gletscher versickert, da kaltes Eis wesentlich weniger wasserdurchlässig ist als warmes Eis. Aus dem gleichen Grund führt der Gornergletscher im Inneren ein komplexes System aus Flüssen und Kanälen, durch welche sich Schmelzwasser bewegen kann.

Das kalte Eis führt auch zum Einschluss von Luftblasen, die sich über Jahrtausende erhalten können und sehr wertvoll für die Untersuchung der Klimageschichte Zentraleuropas sind.

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Weißhorngruppe mit (von links) Dent Blanche, Ober Gabelhorn, Zinalrothorn und Weißhorn.

In westlicher Richtung blickt man vom Gornergrat über das Mattertal hinweg auf die Berge der Weißhorngruppe, nach Mont Blanc, Monte Rosa und Mischabel dem vierthöchsten Gebirgsmassiv der Alpen.

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Ganz links in der Ferne die Gipfel des Berner Oberlands. Mitte und rechts die Mischabel mit Dom (4545 m) und Täschhorn (4491 m) und die Allalingruppe mit Alphubel (4206 m), Allalinhorn (4027 m) und ganz rechts Rimpfischhorn (4198 m).

Mischabel, das dritthöchste Gebirgsmassiv der Alpen, und die Allalingruppe sieht man in Richtung Norden, mit dem Dom, dem höchsten Berg der Schweiz, der vollständig auf Schweizer Gebiet liegt. (Über die höhere Dufourspitze verläuft die Grenze nach Italien, der Berg gehört somit sozusagen halb zu Italien.)

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Riffelsee (2770 m) mit Matterhorn

Statt mit der Gornergratbahn wieder bergab zu fahren bietet sich eine Wanderung zum Riffelsee und weiter zur Station Riffelberg an. Eine Spiegelung des Matterhorns im Riffelsee ist der Traum eines jeden Schweizer Bergfotografen, aber sie setzt klares Wetter, völlige Windstille und Eisfreiheit des Sees voraus. Als ich dort war, war nur die letzte Bedingung erfüllt – nicht ausreichend für das Traumfoto.

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Riffelsee mit Monte Rosa

Von der Station Riffelberg kann man entweder mit der Gornergratbahn weiterfahren oder man nutzt alternativ eine Gondelbahn, den Riffelbergexpress, der zur Gondelstation Furi hinabführt, wo man umsteigen und die nächste Gondel noch weiter talwärts nach Zermatt nehmen kann.

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Station Riffelberg (2582 m) der Gornergratbahn

Die Gondelstrecke zwischen Riffelberg und Furi hat ihren besonderen Reiz, da man aus der Gondel einen der besten Aussichtspunkte talwärts auf Zermatt hat – und es ist eine kleine gemütliche Gondel, in der man das Fenster ein wenig öffnen und somit lästige Spiegelungen in den Gondelfenstern vermeiden kann.

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Zermatt (1608 m) aus der Gondelbahn „Riffelbergexpress“ aufgenommen

(Fotos vom August 2019)

Zermatt – Von Sunnegga über den Blumenweg

Panoramaweg über dem Mattertal

Die Vormittagsstunden sind häufig die einzige Zeit des Tages, in der das Matterhorn wolkenlos ist. Auch die Paraglider lieben diese Stunden, die freie Aussicht auf den Berg bieten. Zermatt hat tatsächlich den spektakulärsten Blick auf das Matterhorn, das sich isoliert von seinen nächsten Nachbarn aus dem Bergpanorama hervorhebt, mit der Ostwand zur Linken und der berühmten Nordwand, einer der drei großen Nordwände der Alpen, zur Rechten.

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Matterhorn (4478 m)

Eine Fülle von Seil- und Zahnradbahnen bringt die Besucher relativ bequem in höhere Gefilde.

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Zugangstunnel zur Sunnegga-Seilbahn
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Sunnegga-Standseilbahn

Eine davon ist die Standseilbahn auf die Sunnegga-Alp in 2280 Metern Höhe. Die Seilbahn verläuft unterirdisch in wenigen Minuten durch einen Tunnel steil aufwärts auf die Alp. Ein langer Fußgängertunnel führt vorher von Zermatt tief in den Berg hinein, bevor man die Bahn betritt.

An der Bergstation kann man in die Gondelbahn Blauherd umsteigen und an deren Bergstation wiederum in die Seilbahn auf das Rothorn. Als ich dort war, waren diese beiden Bahnen allerdings geschlossen.

Das Panorama von Sunnegga und seiner näheren Umgebung ist beeindruckend. In allen vier Himmelsrichtungen sieht man neue Perspektiven der Walliser Berg- und Gletscherwelt.

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Von links nach rechts: Rimpfischhorn (4199 m), Strahlhorn (4190 m), Adlerhorn (3988 m), Findelgletscher, Schwarzberghorn (3609 m), Cima di Jazzi (3808 m)
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Weißhorn (4505 m)
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Links Zinalrothorn (4221 m), Weißhorn in Wolken, Brunegghorn (3833 m)
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Obergabelhorn (4063 m), links hinter dem Kamm Dent Blanche (4357 m), rechts mit dem Schneehütchen die Wellenkuppe (3903 m)
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Breithorn (4164 m), Klein Matterhorn (3883 m), ganz links die Bergstation der Gornergratbahn

Ein einfacher Wanderweg – einer von vielen -, der „Blumenweg“, führt von Sunnegga in einer großen Schleife oberhalb von Zermatt entlang und führt zur Bergstation der Standseilbahn zurück. Ich bin nicht sicher, ob auf diesem Weg mehr Blumen zu sehen sind als auf anderen Wegen in etwa der gleichen Höhenlage, aber es gibt zu vielen Alpenblumen erläuternde Schilder, was wohl den Namen letztendlich rechtfertigt. Wo Blumen sind, sind auch Insekten nicht weit.

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Blumenweg3

Blumenweg7

Blumenweg5

Blumenweg6

Blumenweg8

Blumenweg9

Auf halbem Weg kommt man an der Tufternalp vorbei, die in dem Ruf steht, die beste Aussicht auf das Matterhorn und das schlechteste Essen mit dem unfreundlichsten Service der Schweiz zu haben. „Hallo Herr Ober, was können Sie empfehlen?“ „Ein anderes Restaurant.“

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Tufternalp mit Matterhorn in Wolken

Tufternalp2

Tufternalp3

Auf dem letzten Abschnitt geht es dann die Höhenmeter wieder hinauf, die man vorher hinabgestiegen ist. Aber die Aussicht ins Mattertal begleitet weiterhin den Weg, der über grüne Wiesen bis zurück nach Sunnegga führt.

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Wirft man oben angekommen einen Blick in die andere Richtung, so sieht es dort eher nach einer bergigen Mondlandschaft aus. Einzig markanter Punkt in der monotonen Öde ist die Bergstation der Gornergratbahn.

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Bergstation der Gornergratbahn

Apropos Gornergrat… der ist allerdings ein weiteres Highlight der Zermatter Bergwelt.

(Fotos vom August 2019)

Über den Furkapass nach Zermatt

Eine Anreise so schön wie das Ziel

Wenn man aus Deutschland kommend über Basel mit dem Auto nach Zermatt anreisen will, hat man die Wahl zwischen hauptsächlich drei verschiedenen Routen: Der schnellste Weg führt an Montreux am Genfer See vorbei, geht über Martigny und dann durch das ganze untere und mittlere Rhonetal. Die Strecke ist zwar lang, aber fast durchgehend Autobahn. Der kürzeste Weg nutzt eine Eisenbahnfähre, die im Lötschbergtunnel die Berner Alpen durchquert und im mittleren Rhonetal wieder herauskommt.

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Blick vom Hotel Furkablick auf der Furkapasshöhe in Richtung Osten
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Hotel Furkablick

Die schönste, wenn auch langwierigste Strecke ist aber die Route über den Furkapass. Kurz vor dem Gotthardtunnel verlässt man die Autobahn und folgt dann in westlicher Richtung der Furkastraße, die sich bis auf 2429 Meter in die Höhe schraubt. Auf der Passhöhe befindet sich das schon 1866 gebaute Hotel Furkablick, das aber seine besten Tage hinter sich zu haben scheint. Ein kleines Restaurant scheint es zu geben, aber ein Hotelbetrieb ist nicht erkennbar.

Mit der Passstraße und dem Eisenbahntunnel, der die gleichen Orte unterirdisch verbindet, zwischen denen die Straße oberirdisch verläuft, ist eine Übernachtung auf der Passhöhe wohl ziemlich obsolet geworden.

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Auf der Furkapassstraße

Der Furkapass wurde schon zur Römerzeit genutzt, um ins Wallis und das Rhonetal zu gelangen. Bis 1981 überquerte eine reguläre Eisenbahnstrecke den Pass. Der Betrieb der Strecke wurde jedoch eingestellt, da er nicht wintersicher und ständig von Lawinen bedroht war, und durch eine ganzjährig befahrbare Bahnstrecke durch den neu gebauten Furka-Basistunnel ersetzt. Heute wird die Passstrecke im Sommer – mehr aus nostalgischen und touristischen Gründen – wieder mit einer historischen Dampflokomotive befahren.

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Westseite der Furkapassstraße. Die Kehren im Hintergrund sind der Grimselpass.

Kurz nach der Passhöhe folgt ein zweites heute stillgelegtes Hotel, das Hotel Belvédère, von dem aus ein Fußweg zur Gletscherzunge des Rhonegletschers führt, dem Hauptquellgebiet der Rhone. Die Straße verläuft dann in ein paar langen Kehren bergab nach Gletsch, wo Furkapass und Grimselpass zusammenstoßen und in die weiter talwärts verlaufende Straße ins Rhonetal übergehen.

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Gletsch im Tal, links die Furka-, rechts die Grimselpassstraße mit dem Totensee am oberen Ende, im Vordergrund die Mäander der jungen Rhone, links im Hintergrund das Rhonetal.

Gletsch liegt in einem Talkessel unterhalb des Rhonegletschers. Hier beginnt das Tal der Rhone, das sich über mehr als 150 Kilometer bis zum Genfer See erstreckt. Der offizielle Begriff „Rhonetal“ ist nur für den Abschnitt von Brig bis St. Maurice reserviert, aber geologisch ist das ganze Gebilde von hier bis zum Genfer See ein Trogtal, das einst durch Gletscher und die Rhone geformt wurde.

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Blick von Gletsch über die Rhone zurück auf die Furkapassstraße. Links hinter der Felskante verbirgt sich die Gletscherzunge des Rhonegletschers.

Über einen weiteren etwas steileren Abschnitt geht es hinunter in den Talboden des Tals der Rhone, die im oberen Wallis übrigens auch „der Rotten“ genannt wird.

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Im oberen Tal der Rhone
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Im oberen Tal der Rhone. Geschinersee vorne rechts, Ulrichen im Hintergrund.
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Der Rotten / Die Rhone
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Hängebrücke Fürgangen-Mühlebach

Im weiteren Verlauf ist bei Fürgangen eine Hängebrücke über die Rhone, die sich hier durch eine Schlucht arbeitet, sehenswert. Die Brücke ist nicht nur eine Touristenattraktion, sondern verbindet für Fußgänger tatsächlich zwei Ortsteile links und rechts der Rhone miteinander, für die sonst nur ein alter durch häufige Erdrutsche gefährdeter Weg durch die Schlucht zur Verfügung stünde. Die Brücke wurde errichtet, um den Weg durch das instabile Gelände zu umgehen. Sie ist breit genug angelegt, um selbst Rad- und Rollstuhlfahrern die Überquerung zu ermöglichen.

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Auf der Furkastraße Richtung Westen durch das Rhonetal. Weißhorn (4505 m) im Hintergrund.

Unterwegs öffnet sich der Blick auf die Weißhorngruppe, einem der großen Gebirgsmassive in den Walliser Alpen, an deren Ostflanke auch das Mattertal nach Zermatt verläuft.

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Kombinierte Bahn- und Straßenbrücke über die Rhone

Die Route führt weiter über Brig, einen der größten Orte im Rhonetal, bis nach Visp, von wo das Mattertal als südliches Seitental vom Rhonetal abzweigt und der Weg nun stetig bergauf führt. Nach etwa einem Drittel der Strecke spaltet sich das Tal in zwei Seitentäler: Das östliche Tal führt nach Saas-Fee, während das westliche Tal immer weiter nach Zermatt aufsteigt. Mit etwa 35 Kilometern ist das Mattertal von Visp bis Zermatt sehr tief in den Alpenhauptkamm der Walliser Alpen eingeschnitten und überwindet eine Höhendifferenz von 658 bis 1608 Metern. Die offen befahrbare Straße endet in Täsch, wo man in eine Bahn umsteigen muss, die das letzte Stück ins autofreie Zermatt hinaufführt.

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Rhonetal bei Grengiols

Wenn man Zermatt am späteren Nachmittag erreicht, ist die Wahrscheinlichkeit, das Matterhorn – normalerweise der vorrangigste Grund, Zermatt überhaupt zu besuchen – wolkenfrei zu sehen, eher gering. Meistens hat es sich zu der Tageszeit seine berühmte Wolkenfahne an die Ostwand geklebt.

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Matterhorn (4478 m) am späten Nachmittag

Der Betriebsamkeit im Ort tut dies keinen Abbruch. Im Sommer – und erst recht im Winter – sind hier stets Touristen aus aller Welt unterwegs.

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In Zermatt

Zermatt ist kein kleines Bergdorf, vielmehr schon eine Kleinstadt im Hochgebirge, die mit kontinuierlichen Baumaßnahmen dem ständig zunehmenden Besucherstrom gerecht werden will.

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Dabei geht es nicht nur in die Breite, sondern auch in die Höhe. Auch wenn diese sicherlich durch entsprechende Bauvorschriften begrenzt ist, gibt es eine Fülle an Hotels, die es auf vier, fünf Stockwerke bringen.

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Bei allen Planungen wird es primär um ein Thema gehen: Sieht man es vom Zimmer aus oder sieht man es nicht, das Matterhorn? Der Umsatz eines Hotels und die Frage, welche Zimmerpreise man nehmen kann, hängen wesentlich davon ab. Wehe, einer Hoteletage wird die Sicht auf den Berg durch ein neues Hotel verstellt; der Wert der Zimmer wird schlagartig um mindestens die Hälfte fallen.

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Nicht jeder übernachtet in Zermatt. Es gibt Massen an Tagestouristen, die den Ort nur für ein paar Stunden besuchen. Die Verkehrsinfrastruktur mit Bus und Bahn vom Rhonetal bis hinauf in den Ort und mit Parkhäusern im Talort Täsch ist perfekt darauf vorbereitet. Züge kommen und gehen etwa im 20-Minuten-Takt bis tief in die Nacht hinein. Diese Tagestouristen sind meistens daran zu erkennen, dass sie oft im Laufschritt mit der Kamera bewaffnet den perfekten Winkel suchen, in dem das Objekt der einzigen Zermatter Fotobegierde zwischen den Häuserfronten hindurchlugt.

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Ein Desaster, einen verregneten oder wolkenverhangenen Tag erwischt zu haben, an dem vom Matterhorn nur eine graue Schimäre oder schier gar nichts zu sehen ist. Und diese Tage gibt es natürlich, wie überall in den Alpen, auch wenn das Wallis mit überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden im Jahr  im Vergleich zu anderen Alpenregionen gesegnet ist. Ich hatte etwa zweieinhalb von acht Tagen mit eher schlechtem Wetter; es ist also nicht ganz ausgeschlossen, mal Pech zu haben.

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Dieser erste Nachmittag und Abend war kein schlechter Start und die Wolkenfahne hat ja ihren fotografischen Reiz. Es folgten schlechtere, aber auch noch bessere Tage, und wie sich herausstellte, gibt es – natürlich – doch mehr zu sehen als nur das Matterhorn, aber dazu muss man Zermatt verlassen und höher hinaus.

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(Fotos vom August 2019)