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Chamonix und das Bergsteigen

27 ungewöhnliche Plakate

Als ich eines Abends durch Chamonix bummelte, gelangte ich zufällig in eine Seitenstraße, in der um Baumstämme herum mehrere jeweils dreiteilige Plakatwände aufgestellt waren. Aus der Entfernung war zunächst nicht zu erkennen, was die Plakate darstellten.

Uninteressant, dachte ich erst, Werbung einer Bank oder Immobilienagentur oder etwas in der Art. Als ich näher kam, war aber auf fast jedem Plakat eine Person dargestellt und ich wurde neugierig. Es stellt sich heraus, dass es sich bei den Personen um Bergsteiger handelte. Zu jedem gab es ein Zitat, einen kurzen Text und den Verweis auf ein Buch über den oder vom entsprechenden Bergsteiger. Tatsächlich waren die Plakate Werbungen eines in Chamonix ansässigen Verlages, der sich auf Bücher über Bergsteiger und Abenteuer spezialisiert hat.

Ich machte ein, zwei Fotos, konnte dann aber nicht aufhören, mir wirklich jedes einzelne der 27 Plakate anzusehen und endete mit 27 Fotos. Mein Französisch ist nicht ausreichend, um mehr als ein paar minimale Brocken der Texte aufzuschnappen. Dennoch war ich fasziniert genug, um im Nachgang wie blöde und stundenlang zu googeln, um wen es sich bei den Personen, deren Namen ich größtenteils nie gehört hatte, genauer handelt und welche außerordentlichen Besteigungen sie durchgeführt hatten.

Die Fotos sind alle ziemlich schlecht, dafür aber vollständig – (macht die Vollständigkeit von etwas Schlechtem es besser?) – und bevor ich sie wegwerfe, bringe ich sie hier einfach mit einer Auflistung und kurzen Beschreibung der dargestellten Bergsteiger unter.

Viele von ihnen sind mit Chamonix und der Mont-Blanc-Region auf die eine oder andere Weise eng verbunden, und ich habe die Plakate als ein Dokument empfunden, wie sehr man in Chamonix seine Bergsteiger wie kaum in einem anderen Ort als Helden verehrt – als Helden, die oft den Helden- oder den einsamen Tod bei dieser vielleicht lebensgefährlichsten Abenteuerleidenschaft und Sportart der Welt gestorben sind.

Das sind die Namen der 27 Plakate:

  • Jacques Balmat (1762-1834): Erstbesteiger des Mont Blanc
  • Henriette d’Angeville (1794-1871): Erste große Alpinistin, bestieg als zweite Frau den Mont Blanc
  • Michel Auguste Croz (1830-1865): Erstbesteiger vieler Gipfel der Mont-Blanc-Region, starb während der Erstbesteigung des Matterhorns

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  • John Ruskin (1819-1900): Weniger Bergsteiger als Kunst- und Naturhistoriker, der viel über die Berge schrieb. Kritisierte das Bergsteigen als eine „Herabwürdigung erhabener Natur zu geölten Klettermasten“.
  • Isabella Charlet-Straton (1838-1918): Mehrere Erstbesteigungen in den Alpen und erste Winterbesteigung des Mont Blanc
  • Albert Frederick Mummery (1855-1895): Einer der ersten Solokletterer der Alpen, dem zu seiner Zeit als unbegehbar geltende Routen gelangen. Führte auch Erstbesteigungen im Kaukasus durch und verscholl beim ersten Versuch, den Nanga Parbat im Himalaya zu besteigen.

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  • Tita Piaz (1879-1948): Dem Felskletterer und „Teufel der Dolomiten“ gelangen über 50 Erstbegehungen in den Dolomiten
  • Paul Preuss (1886-1913): Einer der Väter des Freikletterns, des Kletterns im Fels ohne technische Hilfsmittel. Über 150 Erstbesteigungen werden ihm zugerechnet, die er teilweise ohne jegliche Seilsicherung durchführte.
  • Armand Charlet (1900-1975): Viele Erstbegehungen schwieriger Routen in der Mont-Blanc-Region. Unternahm den ersten Versuch, die schwere Nordwand der Grandes Jorasses zu durchsteigen.

M07-09

  • Roger Frison-Roche (1906-1999): Hauptsächlich Schriftsteller, der über den Alpinismus im Tal von Chamonix schrieb. Machte sich aber auch durch ein paar schwierige Routen im Mont-Blanc-Massiv einen Namen.
  • Louis Lachenal (1921-1955): Teilnehmer der ersten Expedition auf den Annapurna im Himalaya und einer der beiden ersten Menschen, die auf dem Gipfel eines Achttausenders standen. Bei der Expedition zog er sich schwere Erfrierungen zu, durch die alle Zehen amputiert werden mussten.
  • Lionel Terray (1921-1965): Ihm gelangen viele zur damaligen Zeit als extrem schwer geltende Routen in den Alpen, aber auch Erstbesteigungen in den Anden und des Makalu im Himalaya.

M10-12

  • Georges Livanos (1923-2004): „Der Grieche“ führte viele Besteigungen in den Kalksteingebirgen Südfrankreichs sowie in den Dolomiten und im Mont-Blanc-Massiv durch.
  • Robert Paragot (*1927): Erstbesteigungen schwieriger Routen in den Anden, im Himalaya, im Karakorum und in den Alpen
  • Walter Bonatti (1930-2011): Eine der größten Bergsteigerlegenden, der viele der noch heute schwierigsten Routen in den Alpen eröffnete, viele Wände im Winter und im Alleingang durchkletterte und Teilnehmer der Expedition zur Erstbesteigung des äußerst schweren K2 im Karakorum war.

M13-15

  • Nochmal Walter Bonatti: Nach ihm ist der sehr schwer zu durchkletternde Bonatti-Pfeiler der Aiguille du Dru benannt, der heute durch Bergstürze als nicht mehr begehbar gilt.
  • René Desmaison (1930-2007): Führte viele extreme Winter- und Alleinbegehungen in den Alpen durch und ihm gelangen auch Erstbesteigungen im Himalaya und in den Anden.
  • Reinhold Messner (*1944): Bestieg als Erster den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff und im Alleingang sowie als Erster alle 14 Achttausender der Welt. Brachte den alpinen Stil des Bergsteigens – schnell, mit geringem Materialaufwand und in kleinen Teams – in das Bergsteigen im Himalaya.

M16-18

  • Pierre Béghin (1951-1992): Mehrere Durchsteigungen schwerer Routen in den Alpen und im Himalaya. Kam bei der Durchsteigung der äußerst schweren Annapurna-Südwand im Himalaya ums Leben.
  • Patrick Berhault (1957-2004): Bergsteiger und Sportkletterer, der unter anderem die ganze Alpenkette von Ost nach West über 22 schwierige Gipfel in einem Zug durchquert hat.
  • Erhard Loretan (1959-2011): Zweiter Bergsteiger nach Reinhold Messner, der alle 14 Achttausender ohne Zusatzsauerstoff bestiegen hat.

M19-21

  • Patrick Edlinger (1960-2012): Ein Pionier des Freikletterns, der die zu seiner Zeit schwersten Routen solo und ohne Sicherung durchklettert hat.
  • Chantal Mauduit (1964-1998): Durchstieg schwere Routen in den Alpen, den Anden und im Himalaya, dort alle ohne zusätzlichen Sauerstoff.
  • Stéphanie Bodet (*1976): Sportklettererin, die Weltmeisterschaften und andere Wettbewerbe im Bouldern und Schwierigkeitsklettern gewonnen hat.

M22-24

  • Ueli Steck (1976-2017): Extrembergsteiger, der einige der schwierigsten Wände in den Alpen solo ohne Sicherung und in extrem hohem Tempo durchstiegen hat und dort Geschwindigkeitsrekorde hält. Erste Solobegehung der äußerst schweren Annapurna-Südwand im Himalaya. Verunglückte bei einer Trainingstour im Himalaya.
  • Hervé Barmasse (*1977): Extrembergsteiger, der sich vor allem durch viele außergewöhnliche Routen am Matterhorn bekannt gemacht hat, unter anderem die Besteigung des Gipfels über alle vier Grate im Winter in einem Zug.
  • Alex Honnold (*1985): Extremkletterer, der einige der schwersten Kletterrouten der Welt vor allem im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien mit außerordentlichem Tempo durchstiegen hat.

M25-27

 

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Mont Lachat

Kleiner Aussichtsberg auf der Westseite des Mont-Blanc-Massivs

Der Mont Lachat ist mit 2115 Metern Höhe ein eher niedriger und unspektakulärer Berg in der Mont-Blanc-Gruppe, aber dafür ist er einfach zu erreichen und bietet nichtsdestotrotz eine fantastische Aussicht auf die umgebenden Berge und Täler und einige Gletscher des Mont-Blanc-Massivs.

Am einfachsten ist er von dem kleinen Ort Les Houches südwestlich von Chamonix aus zu erreichen. Von hier geht eine Kabinenbahn hinauf zur Bahnstation Bellevue der Zahnradbahn Tramway du Mont-Blanc. Alternativ kann man auch direkt mit der Zahnradbahn von Le Fayet aus zu dem kleinen Bahnhof hinauffahren.

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Station Bellevue der Tramway du Mont Blanc

Von der Bergstation der Seilbahn hat man einen schönen Blick hinunter ins Tal nach Les Houches und das nördlich gelegene Massif de Plate.

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Massif de Plate, Les Houches und Servoz

Von der Bergstation sind es nur etwa 300 Höhenmeter hinauf zum Mont Lachat und man kann den Gipfel auf zwei Wegen erreichen, die sich auch gut zu einer Runde verbinden lassen.

Der Weg, der sich nördlich des Berges hinaufzieht, bietet ständige Aussicht hinab ins Tal der Arve mit Chamonix und den Bergen der Aiguilles de Chamonix.

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Chamonix, Aiguille Verte in der Mitte und Aiguilles de Chamonix mit der Aiguille du Midi ganz rechts

Bevor der Gipfel des Mont Lachat erreicht wird, gelangt man auf eine kleine Passhöhe, den Col du Mont Lachat.

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Col du Mont Lachat

Das letzte Stück des Weges auf den Pass ist von blumenreichen Wiesen gesäumt.

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Auf dem Weg zum Mont Lachat

Direkt über den Rücken des Passes verläuft die Zahnradbahnlinie der Tramway du Mont Blanc.

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Trasse der Tramway du Mont Blanc am Col du Mont Lachat

Ein schmales flaches Plateau wird genutzt, damit die entgegenkommenden Züge der sonst einspurigen Strecke aneinander vorbeifahren können.

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Die andere Richtung der Bahnlinie auf dem Col du Mont Lachat

Viel Betrieb herrscht am Pass nicht, aber man mag trotzdem seltenen Besuch hier oben erhalten.

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Mit etwas Glück erwischt man den Moment, wenn eine der Zahnradbahnen über den Pass den Berg hinauf- oder hinunterklettert.

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Tramway du Mont Blanc am Col du Mont Lachat, Aiguille Verte im Hintergrund

Zur anderen Seite des Passes, den man gerade erstiegen hat, eröffnet sich der Blick auf die dem Mont Blanc vorgelagerte Aiguille de Bionnassay und ihren Gletscher.

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Aiguille de Bionnassay, Glacier de Bionnassay

Weiter westlich kann man hinüber zum Col de Tricot schauen, der mit seiner perfekten Form einer Passhöhe direkt ins Auge sticht.

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Col de Tricot

Vom nahegelegenen Gipfel des Mont Lachat hat man einen fantastischen Rundblick in alle vier Himmelsrichtungen. In Richtung Westen weiter nach Frankreich hinein sieht man die Bergkette der Chaîne des Aravis über den Wäldern und Almen oberhalb der Station Bellevue, zu welcher der weitere Verlauf des Rundwegs jetzt zurückkehrt.

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Chaîne des Aravis

Östlich erheben sich die Gipfel der Aiguilles de Chamonix.

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Aiguille du Midi, Mont Blanc du Tacul

Etwas weiter unterhalb des Gipfels hat man die beste Aussicht auf die Westflanke des Mont-Blanc-Massivs, auch wenn man von hier den Hauptgipfel nicht sehen kann.

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Mont Blanc du Tacul, Aiguille du Goûter, Aiguille de Bionnassay, links im Vordergrund der Mont Lachat

Der Weg geht steiler hinunter als der langgezogene Weg über dem Tal von Chamonix zum Gipfel hinauf ging, und langsam schwindet die Aussicht auf die Zentralgipfel des Mont-Blanc-Massivs.

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Aiguille de Bionnassay

Jedoch gibt es unterwegs noch einmal eine freie Aussicht auf die Aiguille du Midi.

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Aiguille du Midi

Der Rundweg kehrt durch kurze Waldstücke und über Wiesen schließlich zur Station Bellevue zurück.

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(Fotos vom September 2018)

 

Glacier des Bossons

Der tiefstgelegene Gletscher der Alpen

Der Glacier des Bossons ist unter den Gletschern des Mont-Blanc-Massivs derjenige, der noch am weitesten ins Tal von Chamonix hinabfließt, auch wenn er sich wie das Mer de Glace immer weiter zurückzieht und seine Gletscherzunge längst nicht mehr so leicht zu erreichen ist wie vor vielen Jahren; aber sie ist in einer Höhe von 1400 m trotzdem die tiefstgelegene Gletscherzunge der Alpen.

Der Gletscher fällt in Chamonix direkt ins Auge und an der südwestlich verlaufenden Landstraße befindet man sich unmittelbar unter ihm und hat einen guten Blick auf seine Eismassen.

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GlacierDesBossons2Fast bis zur Gletscherzunge gelangt man bequem mit einem langen Sessellift, der etwas außerhalb von Chamonix beginnt und an einer bewirtschafteten Berghütte endet.

Der Sessellift verläuft in zwei Stufen – ohne dass man umsteigen müsste – über eine flache Stelle, an der man abspringen könnte – oder aufspringen, was aber beides eher unerwünscht ist.

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Wanderwege beginnen an der Bergstation, die noch weit höher in die Mont-Blanc-Region führen, und ein kurzer Pfad, auf dem die Geschichte des Gletschers – und das heißt meistens seine Verkleinerung – anschaulich dokumentiert ist, reicht bis zu einer Aussichtsterrasse unterhalb der Gletscherzunge.

Die Gletscherzunge ist aber fast genauso gut von der Bergstation des Sessellifts aus zu sehen.

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Einen guten Blick über Chamonix und das Tal der Arve in Richtung Schweizer Grenze hat man von hier auch.

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Und auch auf die gegenüberliegende Bergkette der Aiguilles Rouges.

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Der Sessellift hat im Sommer bis 19:00 h geöffnet, was im Vergleich zu anderen Seilbahnen um Chamonix außergewöhnlich lang ist, aber vielleicht daran liegt, dass die Fahrt mit dem Lift im milden Abendlicht ein besonderes Vergnügen ist.

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Je nach Wetterlage sind vom Lift aus weite Ausblicke ins Tal und auch hinauf in die Gipfelregionen des Mont-Blanc-Massivs möglich.

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Eine Kuriosität dieses Gletschers ist es übrigens, dass er immer wieder die Überreste zweiter Flugzeugabstürze in den 50-er und 60-er Jahren freigibt, die im oberen Bereich des Gletschers stattfanden, wie zum Beispiel noch 2013 einen Behälter mit Juwelen, der jahrzehntelang nach dem Absturz durch den Gletscher transportiert wurde und mehrere 100.000 € wert war.

(Fotos vom September 2018)

 

Lac Blanc

Der Spiegel des Mont-Blanc-Massivs

Der Lac Blanc liegt auf etwa 2350 Metern Höhe in den Bergen der Aiguilles Rouges über Chamonix, der nordwestlich vom Tal gelegenen Gebirgskette, die dem Mont-Blanc-Massiv gegenüberliegt.

Die Wanderung zu dem kleinen Bergsee ist eine klassische Tour und eine der beliebtesten und meistbegangenen in der Chamonix-Region. Entsprechend herrscht dort in der Hochsaison im Juli/August bei gutem Wetter ausgesprochener Hochbetrieb. Ich hatte Glück: Es war schon September und das Wetter war schlecht. Aber selbst bei Regen ist es am Lac Blanc nicht menschenleer.

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Felstürme oberhalb der Sesselliftstation L’Index

Der einfachste Weg, um zum Lac Blanc zu wandern, beginnt an der Bergstation der Seilbahn La Flégère, die im Vorort Les Praz von Chamonix beginnt, oder noch weiter oben am Ende ihrer Verlängerung, dem Sessellift zur Station L’Index.

Hier befindet man sich schon mitten in den Aiguilles Rouges, die ihren Namen dem rötlichen, mit Eisenoxiden angereicherten Gestein entlehnt haben, das hier in der Tat allgegenwärtig und auffällig ist.

Von L’Index kann man eine zwei- bis dreistündige Runde laufen, die zum Lac Blanc führt und dann hinunter zur Bergstation La Flégère.

Man hat auf diesem Weg, der zum Teil zum Grand Balcon Sud gehört, einen ähnlich fantastischen Ausblick auf das Mont-Blanc-Massiv wie vom etwas weiter südwestlich in den Aiguilles Rouges gelegenen Brévent aus.

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Mont-Blanc-Massiv, links Aiguille du Midi (3842 m)

Oft ist auch ein tiefer Blick ins Tal auf Chamonix möglich.

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Chamonix im Tal, links die Aiguilles de Chamonix, weiter rechts Glacier des Bossons und Glacier de Taconnaz, unten im Vordergrund die Bergstation der Seilbahn La Flégère

Der Weg von L’Index zum Lac Blanc verläuft immer unterhalb der schroffen Felsformationen der Aiguilles Rouges, die hier keinen Gletscher, aber ein paar Schneefelder in den schattigeren Schluchten zu bieten haben.

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Combe des Aiguilles Crochues, links Aiguille de la Floria (2888 m), rechts Aiguilles Crochues (2840 m)
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Tal des Mer de Glace

Je weiter man sich auf dem Weg dem Lac Blanc nähert, desto besser erhält man Einblick in die gegenüberliegenden nördlicher gelegenen Seitentäler des Mont-Blanc-Massivs.

Deutlich ist von hier das vom früheren Gletscher leergefegte Tal des Mer de Glace zu sehen. Der Gletscher floss einst bis hinunter ins Tal von Chamonix, aber jetzt ist er nur noch im oberen Bereich auszumachen, wo der Glacier de Leschaux und der direkt von den Mont-Blanc-Gipfeln kommende Glacier du Tacul zusammentreffen.

Noch weiter nördlich sieht man die weiteren Seitentäler des Glacier d’Argentière und des Glacier du Tour.

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In der Mitte Aiguille du Tour und Glacier du Tour, rechts Aiguille de Chardonnay und Glacier d’Argentière

Nach einem kurzen steileren Anstieg erreicht man schließlich den Lac Blanc, der sich vor der Kette der Aiguilles Rouges in zwei Teilen erstreckt, die bei höherem Wasserstand auch verbunden sein mögen: Einem kleineren Teil im Vordergrund…

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Vorderer Teil des Lac Blanc

…und dem größeren Teil des Sees im Hintergrund. Am Ufer des vorderen Sees kann man bis zu der schmalen, die beiden Teile trennenden Landzunge herumlaufen, von der aus man Aussicht auf den hinteren Teil des Sees und auch auf die Aiguille du Belvédère, den mit 2965 Metern höchsten Berg der Aiguilles Rouge, hat.

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Hinterer Teil des Lac Blanc, im Nebel links Aiguille du Belvédère (2965 m), rechts Aiguille de la Tête Plate (2944 m)

Aber erst wenn man sich umdreht und über den vorderen Teil des Sees in der anderen Richtung blickt, wird klar, warum die Wanderung zu diesem See so beliebt ist. Denn über dem See erhebt sich auf der anderen Seite des Tals von Chamonix die ganze Gebirgskette der Mont-Blanc-Gruppe.

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Ganz links Nordwand der Grandes Jorasses (4208 m), rechts davon Gipfel über dem Mer de Glace, weiter rechts Aiguilles de Chamonix

Bei ruhigem Wasser spiegeln sich die Berge im See.

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Spiegelung der wolkenverhangenen Aiguille Verte (4122 m) im Lac Blanc

Auch das weiter südliche Mont-Blanc-Massiv ist über dem See zu sehen, wenn es nicht gerade komplett in Wolken gehüllt ist, sowie die weiter nördlichen Berge über dem Glacier d’Argentière.

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Glacier d’Argentière mit Aiguille de Chardonnay (3824 m) und Aiguille d’Argentière (3901 m) in den Wolken, links die Hütten sind das Refuge du Lac Blanc

Die Wolken begannen sich immer weiter zu senken, bis es zu regnen anfing und der Rückweg zur Bergstation La Flégère keine Gelegenheit für ein sehenswertes Foto mehr bot.

(Fotos vom September 2018)

 

Montenvers und Mer de Glace

Vom nicht enden wollenden Schrumpfen eines Gletschers

Zugegeben, als ich das Mer de Glace, das „Eismeer“, einen der großen Alpengletscher, der von den Gipfelregionen des Mont Blanc bis fast ins Tal von Chamonix hinabfließt, am Ende der Wanderung über den Grand Balcon Nord zum ersten Mal sah, dachte ich enttäuscht: „Was soll das denn sein?“

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Mer de Glace vom Wanderweg Grand Balcon Nord aus

Wie eine graue Schotterautobahn, deren Mittelspur halbherzig mit etwas Puderschnee bestreut worden war, schlängelt sich das, was wohl einmal ein mächtiger Gletscher war, ins Tal hinunter. Als ob ein Riese einen großen Eislöffel einmal durch das Eis gezogen hatte, sieht das Tal aus, als wäre es einfach vom Eis geleert worden. Nach einem heißen Sommer sehen Talsperren so aus, wenn sich ihr Wasserspiegel gesenkt hat und plötzlich viele Meter unterhalb der Uferwege liegt.

Die grauen vegetationslosen Schotterhänge sind dabei selten ein schöner Anblick, und hier beim Mer de Glace ist es nicht anders.

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Mer de Glace, rechts eine Aussichtsplattform an der Zahnradbahnstation Montenvers

Es muss schnell passiert sein, so schnell, dass die wenn auch hier in der Höhe spärliche, aber dennoch vorhandene Vegetation bisher noch keine Zeit hatte, die freigelegten Geröllhänge zu besiedeln. Die dadurch entstandene recht scharfe Grenze zwischen Grün und Nicht-Grün macht beinahe auf den ersten Blick deutlich, bis zu welcher Höhe der Gletscher bis vor Kurzem noch reichte.

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Einschnitt des Mer de Glace talwärts in Richtung Chamonix

Im Vergleich zum ebenfalls offensichtlich schrumpfenden Glacier d’Argentière macht das Mer de Glace hier im unteren Bereich noch einen weitaus bedenklicheren Eindruck.

Das Mer de Glace ist trotzdem auch heute noch der größte Gletscher Frankreichs und der viertgrößte der Alpen. Im engeren Sinn bezeichnet er zwar nur den unteren Teil – den Teil, den man auf den Bildern oben sieht -, aber als Mer de Glace wird im weiteren Sinn auch der nach Südosten abzweigende Glacier de Leschaux, der nach Süden und Südwesten verlaufende Glacier du Tacul, der Glacier du Géant im oberen Bereich direkt unterhalb des Mont-Blanc-Massivs und eine Reihe kleinerer Nebengletscher bezeichnet. Das ganze Gletschersystem hat eine Länge von 12 Kilometern und eine Dicke bis zu 420 Metern.

Als ich über den Grand Balcon Nord das Mer de Glace erreichte, war keine Zeit mehr, mich genauer umzusehen, daher bin ich an einem späteren Tag noch einmal zurückgekehrt. Das Wetter war nicht unbedingt besser, als ich ankam.

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Wolken über dem Mer de Glace

Aber es klarte im Laufe des Tages auf, wenn auch die Wolken nicht ganz verschwanden, und in einem seltenen Moment öffnete sich auch der Blick auf die berühmte Westwand der Aiguille du Dru – aufgrund des Doppelgipfels auch Les Drus genannt -, einer 1100 Meter hohen durchgehenden Steilwand, die wegen ihrer großen Schwierigkeit erst 1952 zum ersten Mal durchstiegen wurde. Ein paar Tage zuvor hatte ich die Drus schon von der anderen Seite von den Grands Montets aus gesehen.

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Westwand der Aiguille du Dru (Les Drus) (3754 m)

Weit abgeschieden und nur durch eine lange Gletscherwanderung über das Mer de Glace und seine südöstliche Verlängerung, den Glacier de Leschaux, zugänglich, ist von der Bergstation Montenvers auch ein guter Blick auf die Nordwand der Grandes Jorasses auf der Grenze zwischen Frankreich und Italien möglich; mit einer Höhe von etwa 1200 Metern, ewigem Schatten und Vereisung ist sie neben Eiger-Nordwand und Matterhorn-Nordwand eine der drei großen Nordwände der Alpen, die von Bergsteigerlegenden umwoben sind. Vor knapp zwei Monaten wurde hier übrigens ein neuer kaum vorstellbarer Geschwindigkeitsrekord von wenig mehr als 2 Stunden für eine Solo-Durchsteigung der ganzen Wand aufgestellt, für die andere Kletterer 2 oder 3 Tage benötigen.

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Nordwand der Grandes Jorasses (4208 m) mit den beiden Gipfeln Pointe Walker und Pointe Whymper

Das Mer de Glace ist leicht mit der Zahnradbahn Montenvers zu erreichen – auch Chemin de fer du Montenvers genannt -, die von Chamonix aus in gut 20 Minuten zur Bergstation an der Gletscherzunge fährt. Diese Zahnradbahn ist schon seit 1909 in Betrieb, nachdem schon früh die bequeme Erreichbarkeit dieses kleinen Berges und die Nähe zum Gletscher diesen Ort beliebt gemacht haben.

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Einstmals, Sonntagsausflug auf die Gletscherzunge des Mer de Glace

Nachdem sich der Gletscher schon zurückzuziehen begann, hat man 1960 eine kurze Kabinenseilbahn gebaut, die von der Bahnstation den Steilhang an der Seitenmoräne entlang zur Gletscherzunge führt – oder besser gesagt: Sie führte einmal bis zur Gletscherzunge, denn mittlerweile hat sich diese noch einmal deutlich gesenkt, so dass man von der unteren Seilbahnstation weiter zu Fuß über eine lange Treppe hinabsteigen muss.

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Seilbahn von der Bergstation Montenvers hinunter zur Gletscherzunge des Mer de Glace

Diese Treppe muss regelmäßig verlängert werden, da die Dicke der Gletscherzunge Jahr für Jahr abnimmt. Dieses Jahr – 2018 – waren es 500 Stufen, im Jahr davor waren es noch 440 Stufen.

Schon vom oberen Rand des Treppensystems aus sieht man deutlich, dass das scheinbare Schotterbett des Tals in Wirklichkeit nur eine Schicht aus Kieselsteinen ist, unter denen sich noch ein dicker Gletscher verbirgt. Das Geröll der freigelegten Hänge an beiden Seiten des Gletschers rutscht immer wieder talwärts und bedeckt den Gletscher im Laufe der Zeit mit einer Steinschicht.

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Treppen von der unteren Station der Seilbahn hinunter zur Gletscherzunge des Mer de Glace

Auch weiter talwärts kann man noch Eis unter dem Geröll erkennen.

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Ende der Gletscherzunge des Mer de Glace

Es ist nicht auszumachen, wo der Gletscher unter den Steinen tatsächlich endet, aber es ist etwa zwei Kilometer oberhalb des Talbodens von Chamonix, bis zu dem der Gletscher bei der Siedlung Les Bois früher reichte.

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1823 reichte das Mer de Glace bis ins Tal von Chamonix, zwei Kilometer weiter hinunter als heute. Oben rechts die Aiguille du Dru.

Am Beginn der Treppe hinunter zur Gletscherzunge ist ein Plakat angebracht, auf dem die verschiedenen Niveaus des Gletschers über die Jahre gegen ein Foto mit der Bergstation Montenvers im Hintergrund eingezeichnet sind.

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Höhenänderung des Mer de Glace zwischen 1825 und 2016

Es wirkt eigentümlich unprofessionell, handgeschrieben, in einem schwer lesbaren Farbdesign, langsam verblassender Schrift und ohne Rahmen an eine Holzwand geschraubt, als ob es ein Einheimischer erstellt hätte, der die Nase voll hatte, den Touristen eine imposanten Gletscher vorzugaukeln und ihnen in einer Nacht- und Nebelaktion die Wahrheit vor Augen führen wollte.

Die Kernaussage des Plakats ist einfach: Die Höhe des Gletschers, der einst fast bis zur Bergstation der Zahnradbahn in 1914 Metern Höhe heranreichte, hat zwischen den Jahren 1825 und 2016 um 270 Meter abgenommen. Für die ersten 135 Meter dieser Schrumpfung brauchte das Klima 170 Jahre, für die zweiten 135 Meter sage und schreibe nur noch 21 Jahre!

Zwei Fotos neben dem Plakat, beide von exakt der gleichen Stelle an der unteren Seilbahnstation aus aufgenommen, vermitteln einen schockierenden Eindruck, was sich in nur 30 Jahren zwischen 1988 und 2018 verändert hat.

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Mer de Glace vor 30 Jahren und heute

Natürlich hat man in Chamonix an der Talstation der Montenvers-Bahn kein Interesse daran, den Touristen schon dort anzukündigen, dass sie oben eventuell nicht das sehen werden, was sie erwarten – eine imposante Gletscherwelt aus Schnee und Eis. An der Bergstation ist es nicht mehr zu verheimlichen und man hat vorsichtig aus der Not eine Tugend gemacht, indem auf dem Weg von der Bahnstation bis zur unteren Station der Seilbahn – man kann die Strecke auch auf einem Serpentinenweg zu Fuß absolvieren – und dann auf der langen Treppe hinunter zur Gletscherzunge immer wieder Schilder aufgestellt wird, in welchem Jahr der Gletscher bis zum entsprechenden Punkt reichte. So wird der ganze Weg zu einem sehr plastisch erlebbarem Dokument des Klimawandels und eines Alpengletscherrückzugs, beginnend mit dem Jahr 1820…

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Höhe des Mer de Glace im Jahre 1820

…und weiteren Zwischenstationen der Jahre 1920, 1990, 2005 und 2015.

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Höhe des Mer de Glace in den Jahren 1920, 1990, 2005, 2015

Auf dem Weg die Treppenstufen nach unten sieht man an vielen Stellen den Felsen zweifelsfrei an, dass hier einmal das Eis eines Gletschers seine wahrscheinlich jahrmillionenlange Schleifarbeit verrichtet hat.

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Felsen, die der Gletscher glattgeschliffen hat

Kleine Rillen im Fels weisen darauf hin, dass der Gletscher hier vermutlich einmal lose Kieselsteine über die Felswand geschoben hat. Sie verlaufen alle in Richtung der früheren Gletscherbewegung. Heute spült nur noch Regenwasser über den kahlen Fels, das in kleinen Bächen von den Bergen herunterläuft und in der Sonne für ein glitzerndes Schauspiel sorgt.

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Felsen, über die sich der Gletscher einmal wälzte

Der ganze untere Teil des Hangs, über den sich die Treppe hinabwindet, ist einmal vom Gletscher in sanfte Wellenformen geschliffen worden.

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Ende der Treppe zur Gletscherzunge
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Am Eingang der Grotte de Glace

Der Hauptgrund, warum man sich eigentlich die Mühe macht, die 500 Treppen hinunterzusteigen, ist die Grotte de Glace, die Eisgrotte, die sich am Ende des Weges befindet.

Die Grotte ist zwar künstlich angelegt, aber sie befindet sich tatsächlich innerhalb des Gletschers, im Unterschied zum „Eispalast“ auf dem Jungfraujoch, der deutlich künstlicher wirkt.

Maschinen vor dem Eingang deuten an, dass man hier regelmäßig nachbessern und die Gänge durch die Höhle vermutlich nachfräsen muss.

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Zugangstunnel zur Grotte de Glace

Der obere Rand des Eishöhleneingangs ist mit weißen Tüchern abgedeckt, um die Sonne besser zu reflektieren und den natürlichen Schmelzvorgang zu verlangsamen. Dennoch tropft es im Inneren an allen Ecken und Enden. Aber es ist beeindruckend, man ist tatsächlich im Inneren des Mer de Glace, der auch hier unten unter all dem Geröll noch eine ausreichende Dicke hat, um diese Grotte möglich zu machen.

Natürlich fehlt auch der obligatorische Kitsch nicht: Eisbärskulpturen, vielleicht auch Pinguine, Bänke aus Eis – wer will wie lange darauf sitzen? – Podeste, und eine Bildergalerie, die alle als Hintergrund und Auskleidung für das Familienfoto oder Selfie dienen sollen. Zu lange will man sich nicht aufhalten, denn es ist – wenig überraschend – kalt hier.

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Im Inneren der Grotte de Glace

Trotzdem ist es faszinierend, einfach gegen die Eiswände im Inneren zu starren und über die verschiedenen Strukturen und Farbnuancen aus Blau und Türkis zu staunen, die Druck, Bewegung und die Durchmischung von Wasser, Luft und Eis hier gebildet haben. Das Innere eines Gletschers scheint ganz und gar keine homogene Masse aus gefrorenem Wasser zu sein.

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Eiswand im Inneren des Mer de Glace aus 30 cm Entfernung, erstarrte Bewegung, kein rauschendes Wasser

Die Ausdehnung des Mer de Glace über die Jahrhunderte ist detailliert untersucht worden und der Gletscher wurde schon früh und sehr oft in Zeichnungen und Gemälden festgehalten.

Zum Beispiel wurde das Mer de Glace mit den Grandes Jorasses im Hintergrund 1824 von Carl Gustav Carus mit einem wogenden Gletscher gemalt, so wie er damals tatsächlich zu sehen war.

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Carl Gustav Carus: Das Eismeer bei Chamonix, 1824

Interessanterweise nahm sich Caspar David Friedrich im gleichen Jahr dieses Bild als Vorlage und ließ seine Fantasie etwas spielen, indem er sich vorstellte und auf die Leinwand brachte, wie das Tal wohl aussehen würde, wenn man den Gletscher einfach weglässt.

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Caspar David Friedrich: Das Hochgebirge, 1824

Es ist zu befürchten, dass die Wirklichkeit Friedrichs Fantasie in nicht allzu ferner Zukunft einholen könnte.

(Fotos vom September 2018)

 

Grand Balcon Nord

Höhenwanderweg über Chamonix

Der Grand Balcon Nord ist ein klassischer Wanderweg, der oberhalb des Tals von Chamonix und der Arve verläuft. Er wird auch manchmal nach einem französischen Geografen, der die Mont-Blanc-Region kartografisch im Detail erfasst hat, als Henri-Vallot-Weg bezeichnet.

Der Weg führt von der Mittelstation der Seilbahn auf die Aiguille du Midi, die auch Plan de l’Aiguille heißt, nach Montenvers, wo die Zahnradbahn von Chamonix zum Mer de Glace endet. Oder umgekehrt, wie ihn manche zu gehen vorziehen, da man in dieser Richtung stets die Aussicht auf den Mont Blanc vor sich hat, dafür am Anfang aber einen längeren Anstieg in Kauf nehmen muss.

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Seilbahn zur Mittelstation Plan de l’Aiguille, Aiguille du Midi im Hintergrund

Ich habe jedenfalls die klassische Richtung gewählt, die direkt oberhalb von Chamonix an der Mittelstation beginnt.

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Chamonix von der Mittelstation Plan de l’Aiguille aus gesehen

Um den Mont Blanc zu sehen, muss man sich also entgegen der Laufrichtung ab und zu umdrehen. Am Anfang des Weges ist man ihm am nächsten und hat auch den Glacier des Bossons direkt vor sich.

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Mont-Blanc-Massiv mit Dôme du Goûter, Aiguille du Goûter und Glacier des Bossons

In der anderen Richtung hat man zur Rechten stets die Gipfel der Aiguilles de Chamonix im Blick.

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Aiguilles de Chamonix und Aiguille Verte links im Hintergrund
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Blick auf die Aiguilles Rouges

Die beste Tageszeit für den Weg ist der Nachmittag, da dann die Sonne die Felswände und Gipfel, unter denen der Wanderweg direkt verläuft, in ihr Licht taucht.

Es heißt auch, dass auf dem Weg vormittags weit mehr Betrieb ist als nachmittags, was ebenfalls dafür spricht, die Wanderung später am Tag zu unternehmen.

Zur Linken hat man während der Wanderung stets den Blick ins Tal von Chamonix und auf die gegenüberliegende Kette der Aiguilles Rouges.

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Dôme du Goûter, Aiguille du Goûter und Seilbahnstation Plan de l’Aiguille
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Dôme du Goûter und Seilbahnstation Plan de l’Aiguille

Die Aussicht in alle Richtungen ist fantastisch, aber es gibt gute Gründe, sich häufig umzudrehen, um in den Genuss der sich stets ändernden Perspektive auf die Hauptgruppe des Mont Blanc zu kommen.

Der Weg ist abwechslungsreich und führt durch felsiges Gelände, Geröll, Wiesen- und Waldabschnitte.

Er hat als Höhenweg über dem Tal nur wenige Steigungen und kann ohne besondere Ausrüstung begangen werden, was allerdings auch den Nachteil hat, dass er zur Hauptsaison nicht nur von Massen von Wanderern aller Altersgruppen bevölkert sein kann, sondern auch von sportlicheren Trailrunnern, welche die Strecke im Lauftempo absolvieren.

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Chamonix und Tal der Arve in Richtung Südwesten, Brévent auf der gegenüberliegenden Seite

Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man über Chamonix den Brévent, von dem man eine großartige Aussicht auf das ganze Mont-Blanc-Massiv hat. Das Tal der Arve hat man in beiden Richtungen im Blick – talabwärts weiter nach Frankreich hinein, wo das Tal immer breiter wird, und talaufwärts in Richtung Schweiz, wo das Tal endet und nur über den Col de la Forclaz verlassen werden kann.

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Chamonix und Tal der Arve in Richtung Nordosten, Aiguilles Rouges auf der gegenüberliegenden Seite

Die Aiguilles de Chamonix, die einen den größten Teil des Weges zur Rechten begleiten, sind eine Kette, die sich aus vielen Gipfeln zusammensetzt – mit der Aiguille du Midi als der höchsten Spitze am südwestlichen Ende der Kette.

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Blick hinauf zu den Aiguilles de Chamonix

Gegen Ende des Weges ist ein etwas steileres Stück zu meistern, das in Serpentinen auf einen höher gelegenen Hang hinaufführt.

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Blick auf die Aiguilles Rouges

Das Wetter kann die perfekte Aussicht natürlich etwas trüben, aber selbst mit ein paar Wolken ist der Grand Balcon Nord eine Wanderung wert.

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Dôme du Goûter in der Mont-Blanc-Gruppe und seine Gletscher

Der Signal Forbes in etwa 2200 Metern Höhe ist eine kleine Passhöhe und ein Wendepunkt des Weges.

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Am Signal Forbes

Hier eröffnet sich plötzlich ein neuer Blick in Richtung der Gipfel über dem Mer de Glace mit der Grandes Jorasses als höchster Spitze.

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Gipfel über dem Mer de Glace, Nordwand der Grandes Jorasses im Hintergrund und teilweise in Wolken

Vom Signal Forbes führt der Weg nun stets bergab hinunter zur Bergstation der Zahnradbahn Montenvers.

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Station der Zahnradbahn Montenvers und Mer de Glace

Die Zahnradbahn führt dann bequem durch den Wald von Montenvers zurück nach Chamonix.

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Aiguilles de Chamonix mit Aiguille de Blaitière und Aiguille du Plan

(Fotos vom September 2018)

 

Rundblick vom Brévent

Aussicht auf das Mont-Blanc-Massiv und mehr

Der Brévent ist ein 2525 Meter hoher Berg, der eine einzigartige Aussicht auf die Mont-Blanc-Gebirgsgruppe bietet. Er befindet sich am südwestlichen Ende der Aiguilles Rouge, einem Gebirgsblock auf der nordwestlichen Seite des Tals von Chamonix gegenüber der Mont-Blanc-Gruppe.

Der Brévent kann in zwei Etappen erreicht werden: Zunächst mit einer Gondelbahn vom Tal auf den Planpraz in 2000 Metern Höhe.

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Gondelbahn von Chamonix auf den Planpraz
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Luftseilbahn vom Planpraz auf den Brévent

Den zweiten Abschnitt übernimmt eine Luftseilbahn vom Planpraz auf den Gipfel des Brévent.

Der Brévent ist damit so bequem zu erreichen, dass er natürlich ein Touristenmagnet ist. In der Seilbahn bestimmen stets vorgeglühte Kegelclubs den Geräuschpegel. Die vermutlich nicht vorhandene Promillegrenze für Fahrten mit einer Seilbahn machen die Eroberung des Bergs selbst in völlig unbekleidetem Zustand, in einer Polonaise oder mit Bierkästen tragenden Sherpas möglich. Selbst die Schaffnerinnen müssen ja nur einen Schalter umlegen, den Rest macht die Maschinerie automatisch. Meistens sind sie aber trotzdem nüchtern und in ihr Handy vertieft, bis der tobende Mob sie an der Bergstation wachrüttelt und nach dem Öffnen der Kabinentüren schreit.

Die Aussicht vom Brévent ist trotzdem phänomenal, vor allem auf die Mont-Blanc-Gruppe.

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Von links nach rechts: Aiguille du Midi (3824 m) mit der Bergstation der Seilbahn auf dem Gipfel, Mont Blanc du Tacul (4248 m), Mont Maudit (4465 m), Mont Blanc (4810 m), Dôme du Goûter (4304 m), Aiguille du Goûter (3863 m), Aiguille de Bionnassay (4052 m) ganz rechts im Hintergrund. Die beiden Gletscher im Vordergrund sind der Glacier des Bossons und der Glacier de Taconnaz.

Allerdings ist die bessere Tageszeit wohl der Nachmittag, an dem man nicht mit Gegenlicht fotografiert und die großen Nordwände auf der anderen Seite nicht im Schatten liegen.

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Mont Blanc du Tacul, Mont Maudit, Mont Blanc und Glacier des Bossons

Vom Brévent aus ist auch deutlich zu erkennen, dass der Mont Blanc der höchste Gipfel der Gruppe ist, was vom Tal aus durch seine etwas zurückgesetzte Position nicht immer so eindeutig zu sehen ist.

Ein paar weitere Gipfel, die zur Hauptgruppe des Mont Blanc gehören, sind von hier nicht zu sehen und befinden sich auf der Rückseite, der italienischen Seite, des Massivs.

Nordöstlich der Hauptgruppe schließen sich die Aiguilles de Chamonix an, die sich direkt über Chamonix befinden und das Panorama des Ortes vom Tal aus dominieren.

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Die Kette der Aiguilles de Chamonix bis zur Aiguille du Midi im Vordergrund

Unterhalb dieser Gruppe verläuft der Grand Balcon du Nord, ein Wanderweg oberhalb von Chamonix mit großartiger Aussicht auf die Aiguilles Rouges.

Weiter östlich sieht man die Gipfel oberhalb des tiefen Taleinschnitts des Mer de Glace.

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Von links nach rechts: L’Evèque (3469 m) der Sägezahn ganz links, Aiguille de Triolet (3870 m) im Hintergrund, Aiguille du Moine (3412 m). Die drei Gipfel in der Mitte: Aiguille de Talèfre (3730 m), Aiguille de l’Éboulement (3599 m), Aiguille de Leschaux (3759 m). Rechts im Vordergrund: Aiguille de la République (3305 m) die scharfe Spitze, Aiguille des Grands Charmoz (3445 m), Aiguille du Grépon (3482 m)

Die Berge ganz im Nordosten werden vor allem von der Aiguille Verte dominiert.

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Chamonix und Gipfel von links nach rechts: Aiguille du Tour (3544 m), Aiguille du Chardonnay (3824 m), Aiguille d’Argentière (3900 m), Aiguille Verte (4122 m)

Unterhalb der Aiguille Verte kann man die Seilbahn auf die Aiguille des Grands Montets erkennen.

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Aiguille du Chardonnay, Aiguille d’Argentière, Aiguille des Grands Montets (3295 m) mit der Bergstation der Seilbahn auf dem Gipfel über dem Schneefeld im Vordergrund, Aiguille Verte, Les Drus (3754 m) rechts vom Gipfel im Vordergrund, Le Cardinal (3647 m) ganz rechts

Noch weiter nordöstlich sieht man weit in die Schweiz hinein. Häufig sind am Himmel Paraglider unterwegs, ein Sport, der in Chamonix sehr populär ist.

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Croix de Fer (2343 m), Les Grandes Autannes (2680 m), Pointe de Bron (2954 m) ganz rechts am Rand

Im Norden hat man einen weiten Überblick über die Kette der Aiguilles Rouges, die „roten Spitzen“, die zu den französischen Voralpen gehören. Die rötliche Färbung ist auf mit Eisenoxid angereichertes Gneis zurückzuführen.

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Mont Buet (3096 m) in der Mitte und Aiguilles Rouges mit der Aiguille du Belvédère (2965 m) als höchster Erhebung

Im Nordwesten schließt sich das Massif de Plate an, hinter dem man in der Ferne sogar das Jura-Gebirge erkennen kann.

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Massif de Plate
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Gorges de la Diosaz, Servoz, Passy

Im Westen blickt man in die Schlucht von Diosaz, durch die ein Wanderweg führt, und weit nach Frankreich hinein mit den Orten Servoz und Passy im Vordergrund.

Den Abschluss der Drehung um 360 Grad auf dem Brévent bildet im Südwesten der Lac du Brévent, der ganz in der Nähe unterhalb des Berggipfels auf einem kleinen Hochplateau liegt.

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Lac du Brévent (2125 m)

(Fotos vom September 2018)

 

Annecy und Lac d’Annecy

Ausflug ins Venedig der Alpen

Annecy ist die Hauptstadt des Départements Haute-Savoie (Hochsavoyen) in der französischen Region Auvergne-Rhônes-Alpes. Zu diesem Département gehören auch Chamonix und sein Tal, die Mont-Blanc-Gebirgsgruppe und der französische Teil des Genfer Sees.

Die etwa 125.000 Einwohner große Stadt ist bequem von Chamonix aus als Tagesausflug zu erreichen – entweder in gut einer Stunde auf einer schnellen, nördlich verlaufenden und fast bis Genf reichenden Autobahnroute, oder in etwa zwei Stunden auf einer südlich verlaufenden Landstraßenroute, die am See von Annecy, dem Lac d’Annecy, entlangführt und sicherlich die landschaftlich interessantere Strecke ist.

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Die Stadt liegt am Nordende des Sees, der sich in 418 Metern Meereshöhe befindet. Man ist hier schon im westlichen Randbereich der Alpen und die Berge haben nur noch eine Höhe um die 2000 Meter.

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Überragt wird die Stadt vom mittelalterlichen Château d’Annecy, das auf einem Hügel mitten in der Altstadt thront. Es war der Sitz der Grafen von Genf und der Herzöge von Nemours.

Nach seiner Zeit als Adelsresidenz diente es etwa 300 Jahre lang als Kaserne, bevor es in den 50er Jahren zu einem Museum umgewandelt wurde.

Annecy wird vom See aus von einem kanalisierten Fluss durchströmt, Le Thiou, der ein paar wenige Seitenarme hat. Der Fluss verläuft dicht zwischen den Häusern der Altstadt hindurch. Daher wird die Stadt auch als das Venedig der Alpen bezeichnet.

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Die engen Promenaden an beiden Seiten des Hauptkanals sind von vielen Cafés und Restaurants gesäumt.

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Je nach Tageszeit sind unterschiedliche Häuserfronten, die in vielen verschiedenen Gelb- und Rottönen getüncht sind, von der Sonne beleuchtet.

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Der Kanal wird von manchen alten Brücken überspannt, die teilweise reine Fußgängerbrücken sind und teilweise auch den Autoverkehr über den Fluss befördern.

Natürlich wird die Stadt von vielen Touristen besucht, aber man sieht genauso viele Leute auf Bänken und Treppenstufen am Ufer sitzen, die den Eindruck machen, einheimisch zu sein. Das Verhältnis zwischen beiden Gruppen sieht ausgewogen aus, im Unterschied zu Venedig. Was die Vielfalt der Kanäle und Brücken angeht, reicht sie nicht an das italienische Vorbild heran.

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Viele Wasservögel fühlen sich auf dem Gewässer wohl, werden sie doch offensichtlich vom Publikumsverkehr durch die Altstadt gut mit Futter versorgt.

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Hier und da findet man, passend zum alten Château, ein mittelalterlich anmutendes Stadtbild, manchmal palastartige Bürgerhäuser und viele schattige Plätze an den Kanälen durch die Stadt.

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Das Wasser des Lac d’Annecy ist äußerst sauber und klar. Die Stadt selbst behauptet, er sei der sauberste See Europas. Ob es stimmt oder nicht, die Stadt unternimmt jedenfalls schon seit den 60er-Jahren intensive Anstrengungen, die Wasserqualität zu schützen und zu verbessern – und die Wasserbewohner des Sees sind ihr vermutlich auch dankbar dafür.

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Am kleinen Hafen in Annecy fahren stets ein paar Ausflugsschiffe ab, die Zwischenstopps an einigen der vielen kleinen Dörfer einlegen, welche die Ufer des Sees säumen.

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Insbesondere am späten Nachmittag und in den frühen Abendstunden, wenn die Sonne das Ostufer des Lac d’Annecy noch beleuchtet, ist die Fahrt zurück nach Chamonix entlang des Westufers besonders reizvoll.

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Bei Duingt liegt das Château de Duingt auf einer kleinen Halbinsel, welche den See in zwei Hälfen aufteilt.

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Der kleinere südliche Teil wird manchmal Petit Lac genannt.

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Während der größere nördliche Teil den Namen Grand Lac trägt.

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(Fotos vom September 2018)

 

Tramway du Mont-Blanc

Fahrt mit der Zahnradbahn an den Fuß des Mont-Blanc

Die Tramway du Mont-Blanc – auch kurz TMB genannt – ist eine Zahnradbahn, die von Le Fayet, einem Ortsteil von Saint-Gervais-les-Bains, der nicht weit von Chamonix-Mont-Blanc entfernt ist, auf den Nid’Aigle in knapp 2400 Metern Höhe führt.

Diese elektrisch betriebene Bahn wurde in mehreren Teilstücken zwischen 1908 und 1913 eröffnet. Es war tatsächlich geplant, sie über die Aiguille du Goûter bis auf den Gipfel des Mont-Blanc zu führen, was aber bald als illusorisches und viel zu kostspieliges Unterfangen aufgegeben wurde.

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Die „Straßenbahn“ auf den Mont-Blanc

Wie der Name schon nahelegt, beginnt die Bahn wie eine Straßenbahn am Bahnhof von Le Fayet und geht erst ein paar hundert Meter durch den Ort, bevor sie sich durch Waldabschnitte und zwischen Wohnhäusern hindurch langsam bergauf schlängelt.

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Am Ortsausgang von Le Fayet geht es bergauf

Je höher die Fahrt geht, desto weiter reicht der Blick. Auf einem Abschnitt unterwegs hat man einen schönen Ausblick auf Chamonix und das Tal der Arve.

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Chamonix und das Tal der Arve

Und auf die Bergspitzen, die sich über Chamonix erheben.

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Die Aiguilles über Chamonix

Die Zahnradbahn hält an verschiedenen Zwischenstationen, wie dem Col de Voza und der Station Bellevue.

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An der Bahnstation Bellevue

Hinter einem kurzen Tunnel auf einem steilen Stück hält der Zug plötzlich abrupt und der Schienenstrang endet recht unspektakulär mitten im Geröll. Man hat tatsächlich den Eindruck, als sei die Arbeit an den Schienen hier nur unterbrochen worden und würde in Kürze fortgeführt werden. Aber in Wirklichkeit hat man die endgültige Bergstation der Bahnstrecke in 2386 Metern Höhe erreicht.

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Ende der Bahnstrecke an der Bergstation Nid’Aigle

Von der Bergstation hat man einen guten Blick zurück auf den Mont Vorassay mit dem Passeinschnitt des Col de Tricot und auf das Tal von Saint-Gervais, von dem aus die Zahnradbahn hinaufgefahren ist.

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Mont Vorassay und Col de Tricot

Ein kurzer Wanderweg über ein paar hundert Meter führt hinauf zur 2414 Meter hohen Berghütte des Nid’Aigle.

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Weg von der Bahnstation zur Berghütte Nid’Aigle

So unscheinbar die Bergstation am Nid’Aigle auch ist, so bildet sie doch den Ausgangspunkt für die „Königsroute“ auf den Mont-Blanc, die über das Refuge de la Tête Rousse, das Refuge du Goûter und den Dome du Goûter zum höchsten Gipfel der Alpen führt.

Der eigentlich nahe Mont-Blanc selbst ist allerdings vom Nid’Aigle aus nicht zu sehen und wird den vorgelagerten Eis- und Felswändern verdeckt. Die Szenerie in Richtung Mont-Blanc-Massiv wird stattdessen vom 4052 Meter hohen Gipfel der Aiguille de Bionassay und ihrem Gletscher, dem Glacier de Bionassay, beherrscht. Häufig ist hier das Grollen herabstürzender kleiner Lawinen aus Eis und Geröll zu hören.

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Aiguille de Bionassay und Glacier de Bionassay
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Blick zurück ins Tal von Saint-Gervais-Les-Bains

Die Fahrt zurück ist mit ihren weiten Aussichten über das Tal, in welches der Gletscher abfließt, und über den Bergrücken, über den sich die Schienen der Zahnradbahn schlängeln, nicht weniger sehenswert.

Von der Bahn aus hat man auch einen guten Blick auf den sanften Rücken des Mont Lachat, den ich ein paar Tage später noch von der anderen Seite aus besteigen würde.

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Mont Lachat und Bahnstrecke über den Col de Lachat

Ein Blick zurück zeigt noch einmal den Talabschluss durch die Felswände und den Gletscher der Aiguille de Bionassay.

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Aiguille de Bionassay

Der Glacier de Bionassay endet mit viel Geröll in einem kleinen Gletschersee, von dem aus seine Wassermassen in einem Gebirgsbach ins Tal fließen.

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Gletschersee des Glacier de Bionassay
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Unteres Tal des Glacier de Bionassay

Das Tal, durch den der Gletscherbach verläuft, ist sehr grün und hat einen besonderen Reiz. Es mündet bei Le Champel in das Tal von Saint-Gervais.

Im weiteren Verlauf der Bahnlinie hat man noch einmal Gelegenheit, in das Tal aus der anderen Richtung mit der Aiguille de Bionassay und dem Ende des Gletschers im Hintergrund zu blicken.

 

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Blick durch das Tal zum Glacier de Bionassay

An mehreren Stellen spaltet sich die sonst einspurige Bahntrasse in zwei Gleise auf, so dass sich die bergauf und bergab fahrenden Bahnen dort kreuzen können.

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Ausweichstelle der Tramway du Mont-Blanc

Weiter unten, wenn sich der Zug der nur 580 Meter hoch gelegenen Talstation in Le Fayet nähert, geht die Landschaft immer mehr in grüne Almen über.

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Almen an der Bahnstrecke

Und das bedrohliche Donnern der Lawinen am Glacier de Bionassay wird vom Summen der Insekten ersetzt, die sich intensiv mit den Blüten auf den zahlreichen Blumenfeldern beschäftigen.

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Spätsommerblumen auf den Almen

(Fotos vom September 2018)

 

Les Grands Montets und Glacier d’Argentière

Ein Gletscher im Mont-Blanc-Massiv aus nächster Nähe

Die Aiguille des Grands Montets ist ein 3275 Meter hoher Berg im Mont-Blanc-Massiv in den französischen Alpen, der mit einer zweistufigen Seilbahn von Argentière, einem Teilort von Chamonix-Mont-Blanc, aus erreicht werden kann.

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Seilbahn auf die Aiguille des Grands Montets

Schon vom Tal und dem ersten Abschnitt der Seilbahn aus hat man einen schönen Blick auf einen großen Teil des Hauptmassivs des Mont Blanc.

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Mont-Blanc-Massiv mit Dôme du Goûter und Aiguille du Goûter von Argentière aus gesehen

Vom Gipfel aus tut sich dann eine Aussicht auf den gesamten Mont Blanc (4810 m) und die vorgelagerte Aiguille du Midi (3842 m) auf, die nochmal fast 600 Meter höher als die Aiguille des Grands Montets ist und ebenfalls mit einer Seilbahn erreicht werden kann.

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Mont Blanc mit Aiguille du Midi im Vordergrund

Nördlich – rechts – des Mont Blanc hat man einen weiten Blick ins Tal und über Chamonix.

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Blick auf Chamonix von der Aiguille des Grands Montets
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Aiguille du Dru (Les Drus)

Im Vordergrund des Mont Blanc zeigt sich ganz nah der Doppelgipfel der Aiguille du Dru (3754 m) – auch einfach Les Drus genannt – mit der imposanten Nordwand, auch wenn die Sicht auf diesen Gipfel und seine noch höhere Westwand von Westen aus noch beeindruckender ist.

Noch näher liegt die Aiguille Verte (4122 m), die sich direkt südlich der Gipfelstation oberhalb eines großen Schneefeld erhebt.

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Aiguille Verte

Der eigentliche Gipfel befindet sich ein ganzes Stück hinter dem Vorgipfel am oberen Rand des Schneefelds.

Eine lange Stahltreppe führt von der Station ganz nach unten an den Fuß des Schneefelds, von wo eine weiteres großes Schneefeld mit Eisbrüchen in östlicher Richtung bis zum Glacier d’Argentière hinabstürzt.

Dieser Gletscher ist der eigentliche Aussichtshöhepunkt auf der Aiguille des Grands Montets und man kann große Teile des Gletschers vom Gipfel aus überblicken.

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Glacier d’Argentière und Mont Dolent

Der südliche, obere Anfang des Gletschers wird vom Mont Dolent (3820 m) überragt.

Auf dem Grat, der zum Gipfel dieses Berges hinaufführt, befindet sich ein Dreiländereck, in dem die französische, italienische und Schweizer Grenze zusammentreffen.

Der Gletscher fließt weiter nordwärts Richtung Tal, vorbei an zwei weiteren östlich des Gletschers gelegenen großen Gipfeln, der Aiguille du Chardonnet (3824 m) und der Aiguille d’Argentière (3901 m).

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Glacier d’Argentière, Aiguille du Chardonnet und Aiguille d’Argentière

In weiter nördlicher Richtung sieht man noch Teile des Gletschers hinter dem schroffen Gipfel der Aiguille des Grands Montets, der nur einige Meter von der Aussichtsplattform entfernt ist.

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Glacier d’Argentière und Gipfel der Aiguille des Grands Montets im Vordergrund

Von der Mittelstation der Seilbahn aus kommt man nach einer ein- bis zweistündigen Wanderung sehr nahe an den Gletscher heran, der sich aus der Nähe mit von viel Geröll und Kieselsteinen überdeckt herausstellt, die ihn recht schmutzig wirken lassen.

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Glacier d’Argentière

Man kann eine gutes Stück oberhalb des Gletschers hinabwandern, bis man sein jäh in die Tiefe stürzendes Ende erreicht.

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Glacier d’Argentière

Durch die starke Krümmung des abfallenden Gletschers haben sich hier wilde Eisformationen und -türme – auch Séracs genannt – gebildet.

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Glacier d’Argentière

Hinter dem Steilhang, wo sich immer wieder Eisblöcke lösen und in die Schlucht stürzen können, endet die Gletscherzunge recht abrupt.

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Glacier d’Argentière

Selten hat man Gelegenheit, aus so großer Nähe von einem bequem zu begehenden Wanderweg aus in die gewaltigen Abgründe und Spalten eines Gletscherbruchs zu starren!

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Glacier d’Argentière

(Fotos vom September 2018)