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Zermatt – Der 5-Seenweg

Klassischer Zermatter Wanderweg

Der 5-Seenweg ist wahrscheinlich der bekannteste und beliebteste Wanderweg in der Zermatter Bergwelt. Er beginnt an der Bergstation Blauherd, die man über die Standseilbahn Sunnegga und eine anschließende Gondelbahn erreichen kann, und kehrt in einer Schleife zurück zur Bergstation Sunnegga.

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Matterhorn bei Sonnenaufgang

Der Weg ist in vielleicht 2 bis 3 Stunden relativ leicht zu wandern, aber in der Regel dauert es viel länger, da man an den fünf Seen, welche der Wanderweg passiert, gerne zu längeren Pausen und Fotostopps neigt.

Matterhorn10

Der Weg bietet eine beinahe permanente Aussicht auf das Matterhorn, das sich in drei der fünf Seen spiegelt – wenn zu viel Wind nicht die Wasseroberfläche zu sehr kräuselt.

Wolken über dem Mattertal – Blick Richtung Berner Alpen

Natürlich ist die Route in der Hochsaison und bei gutem Wetter so beliebt, dass man kaum auf Fotos ohne die obligatorischen Wandererscharen hoffen kann.

Stellisee (2537 m)

Der erste See, den man schon nach etwa 10 Minuten von Blauherd aus erreicht, ist der Stellisee, einer der drei Seen mit Matterhornspiegelung und der höchstgelegene See auf der ganzen Route.

Stellisee

Die Verbindungsstücke zwischen den einzelnen Seen sind nicht weniger reizvoll und bieten großartige Aussicht auf das Matterhorn und andere Berge der Walliser Alpen.

Der Weg zum zweiten See führt auf schmalen Wanderpfaden etwa 200 Meter bergab.

Auf dem Weg zum Grindjisee

Auch im Grindjisee spiegelt sich das Matterhorn. Er ist von einigen hohen Lärchen umstanden und mit seinen nahegelegenen Bergwiesen der grünste der fünf Seen.

Grindjisee (2324 m)

Botaniker sollen hier in einer reichen Flora aus Alpenblumen auf ihre Kosten kommen.

Grindjisee

Der Weg führt dann weiter zum Grünsee, der vom Wasser des Findelgletschers gespeist wird.

Auf dem Weg zum Grünsee

Im Unterschied zu den ersten beiden Seen ist im Grünsee das Baden möglich, wenn man mutig genug ist, der kalten Temperatur zu trotzen.

Grünsee (2300 m)

Der nächste Streckenabschnitt zum vierten See führt wieder etwa 150 Höhenmeter hinab.

Auf dem Weg zum Mosjesee

Der Mosjesee ist das einzige künstliche Gewässer der fünf Seen. Er dient als Wasserspeicher für die Stromerzeugung und als Reservoir für die Kunstschneebeschneiung der Skipisten im Winter.

Mosjesee (2140 m)

Das Wasser ist milchig trübe, was auf seine Versorgung durch mit aufgeschwemmten Sedimenten angereichertem Gletscherwasser zurückzuführen ist.

Mosjesee

Vom Mosjesee, welcher der niedrigstgelegene See der Strecke ist, geht es wieder leicht bergan zum letzten See des 5-Seenwegs.

Auf dem Weg zum Leisee

Der Leisee, in dem sich bei glatter Wasseroberfläche wieder das Matterhorn spiegelt, wird auch der Badestrand von Zermatt genannt. Kinderspielplatz, Grill- und Picknickplatz sowie ein breiter Strandstreifen locken viele Besucher zu einem Freibadtag an dem kleinen See.

Leisee (2232 m)

Die Nähe zur nur etwa 5 Minuten entfernten Bergstation Sunnegga, an welcher der Wanderweg endet, trägt ebenfalls dazu dabei, dass der Leisee von allen fünf Seen die meisten Besucher hat. Man gelangt so von Zermatt sehr schnell hinauf an diese kleine Riviera.

Leisee

(Fotos vom August 2019)

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Zermatt – Gletschergarten und Gornerschlucht

Eis und Wasser bei der Arbeit

Oberhalb von Zermatt etwa 30 Minuten Fußweg von der Bergstation Furi entfernt gelangt man zum sogenannten Gletschergarten. Der Weg führt an einigen alten Walliser Gehöften und Scheunen vorbei, die sich in kleinen Gruppen auf einer Terrasse über dem Mattertal aneinanderschmiegen. Manchmal sitzt jemand vor der Tür seines Hauses in der warmen Walliser Sonne, aber meistens begegnet man auf dem Weg nur vereinzelten Wanderern oder Mountain Bikern.

Gletschergarten1

Gletschergarten2

Nach einem kurzen Waldstück erreicht man schließlich eine Fußgängerhängebrücke, die den tief liegenden Flusslauf des Gornerbachs überspannt, der etwa 90 Meter unter der Brücke liegt. Die Brücke hat eine Länge von etwa 100 Metern.

Gletschergarten3

Gletschergarten4
Hängebrücke zum Gletschergarten

Gletschergarten5
Hält das wirklich?

Wer im Gletschergarten einen Gletscher erwartet, wird enttäuscht – oder er kommt ein paar hundert oder tausend Jahre zu spät. Tatsächlich wurde das ganze Gebiet einmal vom Gornergletscher bedeckt, und was man hier sieht, ist das Werk von Gletscherwasser und Eis. Wollte man dem Beginn der Arbeiten zusehen, hätte man sogar vor etwa zwei Millionen Jahren vor Ort sein müssen.

Schmelzwasser, das auf der Oberfläche des Gletschers abtaute und sich seinen Weg durch ein Labyrinth von Tunneln und Spalten bis zum Grund des Gletschers suchte, hat hier an einigen Stellen in sogenannten Gletschermühlen durch wirbelnde Bewegung in Verbindung mit Felsbrocken und Sedimentgestein runde Gletschertöpfe aus dem Felsgestein herausgeschliffen – eine Arbeit von Millionen Jahren.

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Die Gletschertöpfe von Zermatt

Die Gletschertöpfe wurden in den 60-er Jahren von einem ehemaligen Zermatter Hotelier entdeckt, der sich danach erfolgreich darum bemüht hat, diesen kleinen Park einzurichten, der auf einigen Informationstafeln auf dem Weg die Entstehungsgeschichte der Gletschertöpfe von Zermatt erläutert.

Gletschergarten7

Vom Gletschergarten führt ein ausgeschilderter Weg zum sogenannten Gletschertor. Vorbei an glattgeschliffenen Felswänden, bei deren Anblick man ahnen kann, dass sich hier einstmals der Gornergletscher betätigt hat, führt der Pfad hinunter ins breitere Tal der Gornera, des Schmelzwasserflusses des Gornergletschers.

Gletschergarten8
Oberes Tal der Gornera

In der Ferne sieht man eine Staustufe des Baches, die man, wenn man nicht weiß, was es wirklich ist, für das „Gletschertor“ halten könnte.

Gletschergarten9

Tatsächlich hat dieses Stauwerk nichts mit dem Gletschertor zu tun. Es ist noch viel weiter entfernt und stellt einfach das äußerste Ende der heutigen Gletscherzunge des Gornergletschers dar.

Gletschergarten10
Gletscherzunge des Gornergletschers

Aufgrund des immer schlechter werdenden Wetters musste ein Foto aus der Ferne auf die Gletscherzunge reichen.

Gletschergarten11

Der Lauf der Gornera wird talwärts enger und schneidet sich immer tiefer in den Fels. Unterwegs wird der Bach durch einen künstlichen Tunnel, der Schmelzwasser aus höheren Bergregionen ins Tal lenkt, mit zusätzlichem Wasser versorgt, das sich mit unglaublichem Druck und Getöse in die beginnende Schlucht ergießt.

Gletschergarten12

Gletschergarten13

Etwas unterhalb der Hängebrücke, die in den Gletschergarten führte, beginnt die eigentliche Gornerschlucht.

Gornerschlucht1

Holzstege und Treppen führen durch die Schlucht. Der Weg wurde privat gebaut und wird heute mit den Mitteln einer geringen Eintrittsgebühr weiter betrieben und in Stand gehalten.

Gornerschlucht2
Gornerschlucht

Gornerschlucht3

Gornerschlucht6

Gornerschlucht4

Am Ende des begehbaren Teils der Schlucht führt eine lange Holztreppe nach oben und hinaus aus der Schlucht.

Gornerschlucht5

Von hier führt der Weg über Wiesen und Waldabschnitte immer unter der Gondelbahn des ersten Teils des Matterhorn-Express von Zermatt nach Furi hinunter in den Ort.

Gornerschlucht7

Gornerschlucht8

Gornerschlucht9
Kapelle Blatten „Maria Rosenkranzkönigin“

Gornerschlucht12

Unten im Tal angekommen bemerkt man, dass die Gornera inzwischen zu einem beachtlichen Fluss geworden ist, der sich auf dem Weg mit einigen anderen Gletscherbächen vereinigt hat, vor allem dem Zmuttbach, der nordwestlich des Matterhorns entsteht.

Gornerschlucht10

Ab hier heißt der Fluss Mattervispa, durchfließt Zermatt, vereinigt sich später mit der aus dem Saastal kommenden Saaservispa zur Vispa und mündet schließlich in die Rhone.

Gornerschlucht11

(Fotos vom August 2019)

Zermatt – Ansichten vom Dorf

…wenn das noch der richtige Begriff ist

In und um Zermatt gibt es Spuren, die belegen, dass sich schon in der Mittel- und Jungsteinzeit Menschen hier aufgehalten haben. Auf eine Besiedlung schon in der Eisenzeit ab etwa 380 v. Chr. deuten Reste von Töpferwerkstätten hin, die bei Furi und beim Bau von Hotels im Ort entdeckt wurden. Funde aus der Römerzeit am Theodulpass oberhalb von Zermatt legen nahe, dass das Dorf auf frühen Handelsrouten zwischen Italien und dem Rhonetal lag.

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1280 n. Chr. wird Zermatt erstmals in mittelalterlichen Schriften unter seinem früheren lateinischen Name „Pratobornum“ erwähnt, der später in den französischen Namen „Praborgne“ überging, der heute noch im französischen Sprachraum bekannt ist.

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Der Name bedeutet soviel wie „Wiese (oder Matte) im Quellgebiet“ und verweist auf die vier Gletscherbäche, die sich im Tal bei Zermatt vereinen. Die Bergwiese oder „Matte“ spiegelt sich auch im heutigen walliserdeutschen „Zur Matt“ bzw. endgültig „Zermatt“ wieder.

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Um 1800 hatte Zermatt nur etwa 400 Einwohner und bestand aus einigen zusammenhängenden Weilern. Heute zählt der Ort knapp 6000 Einwohner, bietet aber in Hotels und anderen Unterkünften zusätzlich Platz für etwa 17500 Gäste.

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Etwa um 1800 kamen auch die allerersten Besucher nach Zermatt. Um 1850 entstanden die ersten Hotels und zu einem regelrechten Tourismusschub kam es nach 1865, nachdem Zermatt durch die Erstbesteigung des einige Jahre zuvor noch für unbezwingbar gehaltenen Matterhorn durch den Engländer Edward Whymper weltberühmt geworden war.

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Vom alten Dorf aus dieser Zeit sind neben dem heutigen Ortskern noch einige Häuser im Stil alter Walserhäuser erhalten. In der Regel wurden diese Häuser aus dickem Lärchenholz gebaut, das sich im Laufe der Jahre in der Sonne dunkler bis fast ganz schwarz färbte.

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Ein paar außerhalb des Ortskerns gelegene Weiler haben auch noch das typische Erscheinungsbild eines Walliser Bergdorfes, aber ansonsten ist Zermatt heute vom Stil eines modernen Ferienortes geprägt.

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Im alten Ortskern trifft man auf einen Brunnen mit einer Gedenktafel für Ulrich Inderbinen, einem legendären Zermatter Bergführer. Über 370-mal hat er das Matterhorn bestiegen, das letzte Mal mit 90 Jahren. Er wurde 104 Jahre alt und war bis zu seinem 96. Lebensjahr als Bergführer aktiv.

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Das Bergsteigen im Mattertal begann schon 1792, als das Klein Matterhorn erstmals bestiegen wurde. Weitere Höhepunkte waren die Erstbesteigung der Dufourspitze, des höchsten Schweizer Berges, im Jahre 1855, die schon erwähnte Matterhornerstbesteigung im Jahre 1865 und die Erstdurchsteigung der schwierigen und gefährlichen Matterhorn-Nordwand im Jahre 1931.

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1873 wurde die Zermatter Bergführergesellschaft St. Niklaus gegründet, auf die über 300 Erstbesteigungen zurückzuführen sind, nicht nur in den Alpen, sondern auch über die Grenzen hinaus in anderen Teilen der Welt. So wurde z.B. der Elbrus im Kaukasus, der höchste Berg Europas (wenn man den Kaukasus zu Europa zählt), von einem Bergführer aus St. Niklaus zuerst bestiegen. Ein anderer hat als erster Schweizer 1883 einen Gipfel im Himalaja erklommen, und viele Routen in den Alpen, in Norwegen oder Kanada tragen die Namen von Bergführern aus St. Niklaus.

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Im Jahre 1891 wurde die Bahnstrecke durch das lange Mattertal von Visp im Rhonetal bis nach Zermatt für den Sommerbetrieb eröffnet und schon 1898 wurde die Gornergratbahn fertiggestellt.

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1933 wurde die Bahnstrecke durch das Tal für den Winterbetrieb gesichert und konnte damit ganzjährig betrieben werden. Schon 1944 hat die Zahl der Touristen im Winter die der Touristen im Sommer überflügelt. So ist es auch heute noch – der Winter ist die beliebtere, teurere und für die Hoteliers lukrativere Saison.

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Zermatt ist heute autofrei, zumindest was Autos mit Verbrennungsmotor angeht. Tatsächlich herrscht im Ort ein durchaus reger Verkehr mit kleinen Elektroautos, die sich um die Logistik kümmern und vor allem Touristen vom Bahnhof Zermatt abholen und wieder dorthin zurückbringen.

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Mit dem Auto kommt man bis nach Täsch, wo am Bahnhof für das letzte Stück per Bahn bis hinauf nach Zermatt auf 1608 Metern Höhe große Parkhäuser bereitstehen. Einheimische und Fahrzeuge mit Sondergenehmigungen dürfen die Straße nach Zermatt natürlich nutzen, gelangen aber in der Regel auch nur bis zu den Parkplätzen am Ortseingang.

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Man versucht natürlich darauf zu achten, dass das Ortsbild noch einigermaßen den Charme eines Bergdorfes behält, und es gibt hier und da Winkel, in denen das noch spürbar ist, aber im Großen und Ganzen ist Zermatt eher nicht geeignet, alpine Ursprünglichkeit zu erleben.

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Der Tourismus hat den Ort fest im Griff und es gibt nur kurze ruhigere Phasen zwischen den Jahreszeiten.

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Das Publikum ist äußerst international und darauf ist auch die Gastronomie eingerichtet, sowohl was die Küche als auch was das Personal angeht. Es ist nicht selbstverständlich, dass in einem Restaurant auch nur eine der drei sozusagen einheimischen Sprachen Deutsch, Französisch oder Italienisch gesprochen wird. Man muss mit Chinesisch, Japanisch oder Russisch, und gebrochenem Englisch als zweiter Sprache rechnen.

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Teuer ist jedes Restaurant. Selbst der obligatorische McDonalds liegt deutlich über dem normalen Niveau, ist aber trotzdem als einer der günstigsten Nahrungsversorger auch in Zermatt vor allem bei jungen Tagesbesuchern beliebt.

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Vom oft rustikalen äußeren Erscheinungsbild der Hotels und Unterkünfte darf man sich nicht täuschen lassen. Im Inneren herrscht häufig der pure Luxus und beste Schweizer Servicequalität mit dem entsprechenden Preis. Nicht umsonst hat Zermatt eine der längsten Listen von Hotels mit höchsten Bewertungen auf Portalen wie TripAdvisor und ähnlichen.

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Der Ausbau der touristischen Infrastruktur hat immer noch kein Ende gefunden. Baukräne überragen das Ortsbild an vielen Stellen, wobei man vom typischen gelben Anstrich der Kräne vielerorts Abstand genommen hat, um die Panoramafotos vom Ort nicht allzu auffällig zu ruinieren. Zermatt hat an Freizeitvergnügungen so ziemlich alles verfügbar, aber eines, worum die ansässigen Hoteliers seit Jahren streiten und kämpfen, sucht man in Zermatt vergeblich: Ein öffentliches Hallen- oder Freibad. An fehlendem Wasser oder Geld kann es nicht liegen; vielleicht findet man ja einfach keine ausreichend große Lücke auf der „Matte“ mehr.

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(Fotos vom August 2019)

 

Zermatt – Klein Matterhorn und Glacier Paradise

Zur höchsten Bergbahnstation Europas

Von Zermatt und den umliegenden Hängen aus gesehen ist das Matterhorn ein „Morgen-Berg“. Darum machen sich viele früh am Morgen auf den Weg, den perfekten Fotospot für ein morgendliches Alpenglühen aufzusuchen. Der Berg ist das erste Objekt, das nach Sonnenaufgang von der Sonne beschienen wird. Danach dauert es noch Stunden, bis das Sonnenlicht langsam das südliche Talende heruntergestiegen ist und die Schatten auch im Ort verdrängt hat.

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Matterhorn kurz nach Sonnenaufgang

Während die Licht- und Schattengrenze sich immer weiter talwärts verschiebt, ändern sich auch die Lichtverhältnisse und das Farbspiel auf den Felswänden des Matterhorns. Die Nordwand, die den Rest des Tages im Schatten liegt, steht am frühen Morgen noch in vollem Sonnenlicht – zumindest im Sommer.

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Eine halbe Stunde später

Eigentlich bietet es sich an, die Fahrt auf das Klein Matterhorn und das „Glacier Paradise“ direkt an die Fahrt zum Schwarzsee und Trockenen Steg anzuschließen, aber tags zuvor war es in der Höhe zu bewölkt als dass es viel Sinn gemacht hätte.

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Kapelle Blatten „Maria Rosenkranzkönigin“ aus der Gondelbahn Matterhorn Express 1 von Zermatt nach Furi aufgenommen

Mit einem Mehrtagespass für sämtliche Zermatter Bergbahnen ist es aber kein Problem, die Fahrt zum Trockenen Steg am nächsten Tag noch einmal zu wiederholen und dann von dort die Fahrt fortzusetzen. Es ging auch diesmal wieder zunächst über die drei Abschnitte der Gondelbahn „Matterhorn Express“.

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Aus der Gondelbahn Matterhorn Express 2 von Furi zum Schwarzsee

Ohne einen Zwischenstopp am Schwarzsee wird die ganze Strecke mit einer durchfahrenden Gondel in nur gut 20 Minuten absolviert, und am Ende befindet man sich in 2939 Metern Höhe etwa 1300 Meter über Zermatt.

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Matterhorn mit Ostwand, Nordwand, Hörnligrad dazwischen und Hörnlihütte unter dem Grad, aufgenommen aus der Gondelbahn Matterhorn Express 3 vom Schwarzsee zum Trockenen Steg

Hier am Trockenen Steg ist aber noch nicht der höchste mit einer Seilbahn erreichbare Punkt von Zermatt. Tatsächlich geht es noch weitere etwa 900 Meter höher auf das Klein Matterhorn, das seinen Namen offensichtlich der entfernt an die Pyramide des Matterhorns erinnernden Form verdankt.

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Trockener Steg und Matterhorn-Ostwand

Für die Strecke gibt es sogar zwei Seilbahnen: Eine schon Ende der Siebzigerjahre gebaute Luftseilbahn und eine ganz neue 3S-Bahn (3-Seil-Umlaufbahn), die erst 2018 in Betrieb genommen wurde. Diese Bahn hat mehrere gleichzeitig laufende recht große Kabinen, in der knapp 30 Personen auf komfortablen ledergepolsterten Bänken Platz haben.

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3S-Umlauf-Kabinenbahn von Trockener Steg auf das Klein Matterhorn und das Glacier Paradise

Aus der Kabine hat man einen großartigen Blick auf den Gornergletscher und den Grenzgletscher, die vor dem Sommer 2019 noch zusammengeflossen sind, jetzt aber ihre Verbindung aufgelöst haben, nachdem der Gornergletscher im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer mehr geschmolzen ist.

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Gandegghütte (3030 m) mit Gornergletscher und rechts Monte Rosa. Man sieht hier deutlich, dass der obere Gornergletscher und der Grenzgletscher nicht mehr verbunden sind (seit Sommer 2019).

Links vom Gletscher liegt der Gornergrat, von dem aus ein Weg hinab zum Gletscher führt, der ihn am unteren Ende überquert und dann hinauf zur Monte-Rosa-Hütte führt, die Ausgangspunkt für viele Hochtouren ins Monte-Rosa-Massiv ist.

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Monte Rosa mit Nordend und Dufourspitze

Spektakulär ist auch die Überquerung des Theodulgletschers mit der Seilbahn.

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Unterer Theodulgletscher, der von der Seilbahn vom Trockenen Steg zum Klein Matterhorn überquert wird

Die Seilbahnstrecke verläuft einmal in der Breite über den Gletscher, bevor sie das letzte Stück steil hinauf zur Bergstation am Klein Matterhorn nimmt.

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Der Theodulgletscher ist eher einer der kleineren Gletscher der Region und doch werden einem aus dieser Nähe die Dimensionen dieser Kolosse aus Eis und Schnee erst richtig bewusst.

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Der letzte Abschnitt führt fast mitten durch einen steilen Eisbruch auf das Klein Matterhorn.

Mit der Aussichtsplattform, die über einen Aufzug oder eine Treppe von der Bergstation aus erreicht werden kann, ist sie mit 3883 Metern die höchste Bergbahnstation Europas, etwa 40 Meter höher als die Station auf der Aiguille du Midi im Mont-Blanc-Massiv.

Es wird gesagt, dass empfindliche Personen durch die schnelle Fahrt nach oben in dieser Höhe schon mit Symptomen der Höhenkrankheit wie zum Beispiel heftigen Kopfschmerzen rechnen müssen.

Glücklicherweise blieb ich verschont und konnte die Aussicht genießen, soweit Kälte und starker Wind, die hier auch im Sommer normal sind, das zuließen.

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Breithorn (4164 m), der „leichteste Viertausender“ der Alpen. Im Hintergrund Lyskamm, Castor und Pollux. Über das Schneefeld rechts vom Gipfel, das Breithornplateau, verläuft die Grenze zwischen der Schweiz und Italien und der Breithornpass.

Der nächste Nachbar des Klein Matterhorns ist das zum Greifen nahe Breithorn. Der Berg gilt als der am leichtesten zu besteigende Viertausender der Alpen, und man sieht die Bergsteiger gemütlich in aufgereihten Ameisenkolonnen über die Schneekappe auf den Gipfel wandern.

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Etwas respektlos heißen bei den Zermatter Bergführern Hochtouranfänger, für die alle anderen Touren zu bedenklich sind, „Breithorn-Leute“.

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Gobba di Rollin (3899 m) heißt der flache Gipfel links. Er bildet das südliche Ende des Breithornplateaus und des zugehörigen Skigebiets und markiert das Quellgebiet des Theodulgletschers. Rechts unten die Treppe und der Aufzugschacht zur Aussichtsplattform auf dem Klein Matterhorn.

Südlich vom Klein Matterhorn erstreckt sich ein großes nur leicht hügeliges Plateau, das Breithornplateau, das Teil des Zermatter Sommerskigebiets „Matterhorn Glacier Paradise“ ist, des größten seiner Art in Europa. Am Südende liegt mit dem Gobba di Rollin direkt auf der Grenze zwischen der Schweiz und Italien der höchste Punkt eines europäischen Skigebiet. Die Umgebung des flachen Gipfels ist auch das Quellgebiet des Theodulgletschers.

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Blick nach Südwesten in die italienischen Alpen. Rechts unterhalb des Abhangs ist der Passo di Ventina, dann folgt der Testa Grigia mit einer Seilbahnstation nach Breuil-Cervinia, danach der Theodulpass.

Westlich vom Klein Matterhorn befindet sich der Theodulpass, der das Schweizer Wallis mit dem Aostatal in Italien verbindet. Der Pass liegt auf dem Alpenhauptkamm in einer Höhe von 3295 Metern, ist auf der Schweizer Seite vom vorbeifließenden Theodulgletscher begrenzt und kann nur zu Fuß überquert werden.

Tatsächlich ist der Theodulpass einer der ältesten genutzten Pässe der Alpen. Man hat hier sogar Artefakte aus der Steinzeit, etwa um 4000 v. Chr., gefunden, die darauf hindeuten, dass der Pass schon zu dieser frühen Zeit überquert wurde. Weitere Funde aus der Römerzeit wurden gemacht und es gibt viele mittelalterliche Belege, dass der Pass über Jahrhunderte eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung hatte. Nur heute nicht mehr, wo er nur noch von Wanderern und Skifahrern für eine rasante Abfahrt genutzt wird und Straßenverbindungen über niedriger gelegene Pässe ihn als Transportweg obsolet gemacht haben.

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Matterhorn-Ostwand, Dent Blanche, Ober Gabelhorn und Zinalrothorn

Von der stürmischen Aussichtsplattform aus hat man natürlich einen fantastischen Rundblick, der weit in die italienischen und französischen Alpen und ins Berner Oberland reicht.

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Zinalrothorn, Weißhorn, Mattertal, im Hintergrund die Pyramide des Bietschhorn in den Berner Alpen, Dom, Täschhorn und Alphubel. Links unten Trockener Steg, ganz links unten der Schwarzsee als kleiner dunkelblauer Fleck und die Gondelstation Schwarzsee.

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Dom, Täschhorn, Alphubel, Allalinhorn, Rimpfischhorn, Strahlhorn, Gornergletscher und rechts im Vordergrund das Breithorn

Man sagt in Zermatt, dass das hiesige Wetter aus Italien käme, sowohl das gute als auch das schlechte Wetter. An diesem Tag war gut zu sehen, wie tatsächlich massige Quellwolken langsam von der italienischen Seite aufsteigen und sich über den Alpenkamm auf die Schweizer Seite wälzen.

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Das heißt auch gleichzeitig, dass an einem Schlechtwettertag in Zermatt eine Flucht nach Italien in der Hoffnung auf Sonne in der Regel nicht funktioniert. Das Wetter ist dann auf der italienischen Seite meistens nicht besser.

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Von der Bergstation kann etwa 15 Meter unter das Eis des Theodulgletschers abgestiegen werden, wo man in den „Gletscher-Palast“ gelangt.

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Gang in den Gletscher-Palast unter dem Eis des Theodulgletschers

Der Palast ist mit seinen Spalten im Inneren des Gletschers und seinen künstlichen Eisskulpturen ähnlich eindrucksvoll und kitschig zugleich wie seine Pendents auf dem Jungfraujoch in den Berner Alpen und unter dem Mer de Glace am Mont Blanc.

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Gletscherspalten im Gletscher-Palast

Wenigstens hat man sich mit Skulpturen von Greifvögeln, Rentieren und Wölfen statt von Pinguinen und Eisbären eher auf die heimische – oder zumindest ehemalig heimische – Fauna konzentriert.

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Jede Menge Figuren…

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…oder abstrakte Skulpturen aus Eis im Gletscher-Palast

Am faszinierendsten ist es allerdings, die natürliche Gestalt und die vielfältigen Formen des Eises eines Gletschers in seinem Inneren aus nächster Nähe zu sehen.

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(Fotos vom August 2019)

 

Zermatt – Schwarzsee und Trockener Steg

Nah am Matterhorn

Das war einer der Tage, an denen man nicht wusste, ob das Wetter einen Ausflug erlaubt oder nicht. Vom Matterhorn war am Morgen gar nichts zu sehen, so komplett war es in Wolken verhüllt. Andererseits gab es ein paar blaue Löcher am Himmel. Am besten fragt man bei so einem ambivalenten Wetter die Einheimischen. „Das wird wahrscheinlich besser im Laufe des Tages, und wenn nicht, sieht es am Schwarzsee sehr mystisch aus. Das hat auch seinen Reiz.“

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Zermatt und rechts die Gondelstation Furi (1871 m)

Das hat mich überzeugt und ich ging zur Gondelstation des „Matterhorn Express“ am oberen Talende von Zermatt. Der Matterhorn Express ist eine Umlaufgondelbahn in drei Abschnitten. Jede Kabine hat Platz für sechs Personen. Der erste Abschnitt führt von Zermatt zur Station Furi, der zweite von Furi zum Schwarzsee und der dritte vom Schwarzsee zum Trockenen Steg. Je nachdem, wie weit man fahren will, kann man sitzen bleiben oder an den entsprechenden Zwischenstationen aussteigen. Eine identisch gebaute Gondelbahn, der Riffelberg Express, führt außerdem noch von Furi auf den Riffelberg, in die man an der Station Furi umsteigen kann.

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Blick vom Schwarzsee (2583 m) über das wolkenverhangene Mattertal

Die Transportinfrastruktur aus Seilbahnen, Gondelbahnen, Sesselliften und Zahnradbahnen ist in Zermatt zur Perfektion getrieben – im Sommer und erst recht im Winter, wo zusätzlich noch zahllose Skilifte in Betrieb sind. Die Möglichkeit, schnell in die Höhe zu gelangen, macht Höhenwanderungen sehr bequem – und Zermatt wird eigentlich erst in der Höhe wirklich interessant. Vom Ort aus sieht man genau einen Berg – ich muss nicht erwähnen, welchen -, ansonsten ist Zermatt von zwei steilen Hängen eingerahmt, welche die Sicht auf die Fülle der übrigen Viertausender verstellen, die hier so zahlreich sind wie nirgendwo sonst in den Alpen.

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Schwarzsee und Matterhorn in Wolken

Der Schwarzsee ist nicht nur ein kleiner See, sondern der ganze Bergrücken, auf dem er liegt, trägt diesen Namen. Zusammen mit dem Matterhorn selbst wird der Schwarzsee morgens als Erstes von allen Zermatt umgebenden Gebieten in Sonnenlicht getaucht. Wie eine angezündete Fackel leuchtet das Matterhorn dann über Zermatt, während es im Ort selbst noch dunkel ist.

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Schwarzsee

Direkt am See liegt die kleine Kapelle „Maria zum Schnee“ und im See gibt es kleine Fische – das war’s weitgehend.

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Ober Gabelhorn, Wellenkuppe, Zinalrothorn

Knapp 700 Meter höher, auf 3260 Metern Höhe, liegt die Hörnlihütte, zu der man üblicherweise in einer etwa zweistündigen Tour vom Schwarzsee aus aufsteigt.

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Matterhorn vom Schwarzsee aus gesehen

Die Hörnlihütte ist Ausgangspunkt für die Normalroute – d.h. die einfachste und am häufigsten begangene – auf das Matterhorn, dessen Gipfel etwa 1200 Meter über der Hütte liegt. Der Aufstieg beginnt sehr früh morgens und dauert etwa 6 Stunden. Er verläuft über den Nordostgrat – den „Hörnligrat“ -, der direkt an der Hütte beginnt. Von Zermatt aus kann man oft vor Sonnenaufgang eine Kette von Lichtpunkten der Stirnlampen der Bergsteiger sehen, die langsam den Grat hinaufkriecht.

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Matterhorn mit Hörnligrat und Hörnlihütte

Das Matterhorn hat insgesamt vier Grate, die alle begehbar sind, wenn auch mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Natürlich wurden auch alle vier Wände des Matterhorns auf zahllosen Routen und sommers wie winters durchstiegen. Im Schnitt dauert der Weg durch eine Wand doppelt so lange wie über einen Grat, wobei es „Speed-Kletterer“ gibt, welche die Nordwand, die berühmteste und schwierigste der Wände, schon in weniger als zwei Stunden durchklettert haben. Andere sind alle vier Grate hintereinander an einem einzigen Tag hochgeklettert – ja, viermal „hoch“, d.h. sie sind am gleichen Tag auch viermal wieder runtergeklettert! Es gibt an einem der ikonischsten Berge der Welt bergsteigerisch kaum eine verrückte Herausforderung, die nicht schon gemeistert wurde.

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Nicht die Hörnlihütte

Die meisten Grate und Wände sind auf kürzestem Weg von Zermatt aus zu erreichen, aber für einige liegt das italienische Pendant, der 2347 Meter hoch gelegene Ort Breuil-Cervinia, näher. (Die italienisch-schweizerische Grenze verläuft über das Matterhorn und der Berg heißt im Italienischen „Cervino“, im Französischen „Le Cervin“.) Von Breuil-Cervinia blickt man vor allem auf die Südwand des Matterhorn, das aus dieser Perspektive nicht wiederzuerkennen ist. Unfairerweise hat Zermatt aufgrund der außergewöhnlicheren Gestalt des Matterhorns aus nördlicher Sicht allen Ruhm und all das touristische Einkommen geerntet.

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Am Schwarzsee mit Lyskamm im Hintergrund

Vom Schwarzsee geht es mit dem Matterhorn Express 3 weiter zum Trockenen Steg in über 2900 Metern Höhe. Statt über den Umweg über den Schwarzsee kann der Trockene Steg auch direkt mit einer Seilbahn von Furi aus erreicht werden.

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Matterhorn Express 3 vom Schwarzsee zum Trockenen Steg (2939 m). Monte-Rosa-Gruppe rechts von der Kabine im Hintergrund.

Trockener Steg ist zusammen mit dem noch höher gelegenen Gebiet um das Klein Matterhorn eines der größten Skigebiete Europas. Im Sommer sieht es mit seinen riesigen Schotterpisten und Geröllflächen nicht wirklich schön aus, aber die Aussicht auf die Fülle an umliegenden Viertausendern ist fantastisch.

Die Perspektive auf das Matterhorn, das immer noch sehr nah ist, hat sich inzwischen verändert. Die Nordwand ist nun nicht mehr zu sehen; stattdessen hat man fast frontalen Blick auf die Ostwand mit dem Nordostgrat („Hörnligrat“) zur Rechten und dem Südostgrat („Furggengrat“) zur Linken.

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Matterhorn-Ostwand, ganz rechts die Hörnlihütte

Ein Panoramaschwenk um etwa 180 Grad am Trockenen Steg sieht so aus:

TrockenerSteg3
Matterhorn und Dent Blanche. Im Vordergrund die Seilbahn auf das Klein Matterhorn und das Matterhorn Glacier Paradise.

TrockenerSteg4
Dent Blanche und Ober Gabelhorn

TrockenerSteg5
Ober Gabelhorn, Wellenkuppe und Zinalrothorn

TrockenerSteg6
Zinalrothorn und Weißhorn

TrockenerSteg7
Weißhorn, Mattertal, Dom, Täschhorn und Alphubel

TrockenerSteg8
Rimpfischhorn, Strahlhorn, Gornergrat, Cima di Jazzi, Gornergletscher, Monte Rosa und Lyskamm

TrockenerSteg9
Oberer Gornergletscher und Cima di Jazzi

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Monte Rosa mit Nordend und Dufourspitze

Das Wetter war tatsächlich besser geworden. Auf dem Rückweg zum Schwarzsee war die Sicht über das Mattertal inzwischen fast klar, wenn auch das Matterhorn immer noch in Wolken hing.

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Mischabel und Allalingruppe

Von der Gondelbahn vom Schwarzsee nach Furi gab es noch eine schöne Sicht in das Tal des Gornerbaches, des Schmelzwasserbachs des Gornergletschers. Vor einigen Jahrzehnten war hier noch eine Verlängerung des Gornergletschers, der Bodengletscher, der inzwischen vollständig verschwunden ist.

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Tal der Gornera (Gornerbach, Abfluss des Gornergletschers)

Der Gornerbach, auch Gornera genannt, vereinigt sich noch oberhalb von Zermatt mit dem Furggbach und dem Zmuttbach zur Mattervispa, die Zermatt durchfließt und später auf die Saaservispa aus dem Tal von Saas Fee trifft. Als Vispa durchströmen sie den unteren Teil des Mattertals, bevor sie endlich in die Rhone münden.

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Furi oberhalb von Zermatt. Mischabel mit Dom und Täschhorn im Hintergrund.

(Fotos vom August 2019)

Zermatt – Gornergrat

Aussicht auf einen der größten Alpengletscher

Der Gornergrat ist ein langgestreckter Bergrücken, der sich von Zermatt in südöstlicher Richtung tief in den Alpenhauptkamm schneidet und von einer Fülle an Viertausendern umgeben ist. Der Grat trennt zwei Gletscher voneinander, die jeweils an einer seiner Flanken verlaufen, den Findelgletscher und den Gornergletscher. Der höchste Punkt des Grates liegt in 3135 Metern Höhe.

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Matterhorn über Zermatt, von der Bahnstrecke der Gornergratbahn aus aufgenommen.

Das touristische Potential des Grates und seiner landschaftlichen Umgebung wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts erkannt, und mit dem Bau der Gornergratbahn begann man es systematisch zu nutzen.

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1898 wurde die Bahnstrecke eröffnet; sie war die erste elektrisch betriebene Zahnradbahn der Schweiz. Sie hat eine Länge von über 9 Kilometern und überwindet von Zermatt bis zur Bergstation auf dem Gornergrat eine Höhendifferenz von fast 1500 Metern bei einer Fahrzeit von einer guten halben Stunde. Auf der Strecke liegen mehrere Zwischenbahnhöfe, an denen Fahrgäste aus- und zusteigen können.

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Die Gornergratbahn ist die zweithöchste Eisenbahnstrecke Europas. Sie wird nur von der Jungfraubahn übertroffen, deren Bergstation fast 400 Meter höher liegt. Im Vergleich zu dieser, die sich eher wie ein Hochgeschwindigkeitszug im Gebirge anfühlt, ist eine Fahrt mit der Gornergratbahn ein gemütlicher Ausflug.

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Hinzu kommt das große Plus, dass die Strecke, im Gegensatz zur Jungfraubahn, die durch einen schier endlosen Tunnel bis zum Gipfel rast, größtenteils durch offenes Gelände verläuft und permanent freie Sicht auf das Matterhorn in einer sich langsam verschiebenden Perspektive bietet.

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Unterhalb des Grates ist auf dem dunklen Hügel die Hörnlihütte (3260 m), Ausgangspunkt der Normalroute über den Nordostgrat (Hörnligrat) auf den Berg, als heller Punkt zu erkennen.

Zu Anfang fuhr die Bahn nur im Sommer auf den Gornergrat, aber die Strecke wurde Schritt für Schritt wintersicher gemacht, so dass um 1940 die Bergstation und die Skigebiete an den Zwischenstationen zu allen Jahreszeiten angefahren werden konnten. Die populärste Touristensaison hat sich danach bald vom Sommer auf den Winter verlagert – wie es auch heute noch der Fall ist.

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Bergstation der Gornergratbahn (3089 m) mit astronomischem Observatorium.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Kulmhotel auf dem Gornergrat gebaut, welches auch heute noch dort steht und das höchste Berghotel der Schweiz ist.

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Bergstation der Gornergratbahn. Von links: Theodulgletscher, Matterhorn und Dent Blanche.

Auf den beiden Türmen des Hotels wurden in den 1960-er Jahren zwei astronomische Observatorien errichtet, die lange Zeit wissenschaftlich eingesetzt wurden, heute aber eher für pädagogische Programme für Schüler, Studenten und die Öffentlichkeit genutzt werden.

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Neben der obligatorischen Sicht auf das Matterhorn bietet die Bergstation der Zahnradbahn aber vor allem eine großartige Aussicht auf den Gornergletscher, das Monte-Rosa-Massiv und die umliegenden Berge.

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Links der obere Gornergletscher, rechts der Grenzgletscher, dazwischen das Monte-Rosa-Massiv mit Nordend (4609 m) und Dufourspitze (4634 m), dem zweithöchsten Gipfel der Alpen und höchstem Berg der Schweiz. Rechts über dem Grenzgletscher der Lyskamm (4533 m). Auf dem Fels rechts oberhalb des grünen Gletschersees in der Mitte des Bildes befindet sich die Monte-Rosa-Hütte, Ausgangspunkt für die meisten Touren ins Monte-Rosa-Massiv.

Der Gornergletscher ist nach dem Großen Aletsch- und dem Fieschergletscher mit knapp 13 Kilometern Länge der drittlängste Gletscher der Alpen. Der Fläche nach ist das gesamte Gornergletschersystem nach dem Großen Aletschgletscher das zweitgrößte der Alpen.

Der Gornergletscher setzt sich aus einem oberen Teil nördlich des Monte-Rosa-Massivs und einem unteren Teil, der am Zusammenfluss mit dem größeren Grenzgletscher beginnt, zusammen. Der Grenzgletscher ist der eigentliche Quellgletscher des unteren Gornergletschers, insbesondere seitdem seit Sommer 2019 durch die klimawandelbedingte Gletscherschmelze der obere Gornergletscher nicht mehr mit dem Grenzgletscher verbunden ist.

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Gornergletscher im Vordergrund nach dem Zusammenfluss von oberem Gornergletscher und Grenzgletscher (links). Ganz links Lyskamm, halb links Castor (4223 m) und Pollux (4092 m), halb rechts Breithorn (4164 m), rechts Klein Matterhorn (3883 m). Der Gletscher zwischen Pollux und Breithorn ist der Schwärzegletscher, direkt unterhalb des Breithorns ist der Breithorngletscher, zwischen Breithorn und Klein Matterhorn der Triftjigletscher. Alle fließen mit dem Gornergletscher zusammen.

Das Gornergletschersystem – und hier insbesondere der Grenzgletscher – ist physikalisch ungewöhnlich, insofern es sich um sogenannte polythermale Gletscher handelt. Die weitaus meisten Gletscher der Alpen sind temperierte oder „warme“ Gletscher, d.h. das Eis ist warm genug, dass es unter Druck beginnt zu schmelzen und auf der Unterseite des Gletschers einen Wasserfilm erzeugt, auf dem der Gletscher abwärts gleitet.

Im Gegensatz dazu hat der Gornergletscher Bereiche, insbesondere am Colle Gnifetti im oberen Abschnitt des Grenzgletschers, in denen die Temperatur im Inneren sehr kalt ist und damit unter dem Druckschmelzpunkt liegt. Bei diesen „kalten“ Gletschern reicht der Druck nicht aus, um das Eis zu schmelzen, so dass sie nicht auf einem Wasserfilm gleiten, sondern sich nur durch die plastische Verformung des Eises bewegen können. Ihre Abwärtsbewegung ist daher nur ungefähr halb so schnell wie die eines temperierten Gletschers. Auf der Oberfläche können sich durch die Sonneneinstrahlung Eisseen bilden, aus denen das Wasser nicht in den Gletscher versickert, da kaltes Eis wesentlich weniger wasserdurchlässig ist als warmes Eis. Aus dem gleichen Grund führt der Gornergletscher im Inneren ein komplexes System aus Flüssen und Kanälen, durch welche sich Schmelzwasser bewegen kann.

Das kalte Eis führt auch zum Einschluss von Luftblasen, die sich über Jahrtausende erhalten können und sehr wertvoll für die Untersuchung der Klimageschichte Zentraleuropas sind.

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Weißhorngruppe mit (von links) Dent Blanche, Ober Gabelhorn, Zinalrothorn und Weißhorn.

In westlicher Richtung blickt man vom Gornergrat über das Mattertal hinweg auf die Berge der Weißhorngruppe, nach Mont Blanc, Monte Rosa und Mischabel dem vierthöchsten Gebirgsmassiv der Alpen.

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Ganz links in der Ferne die Gipfel des Berner Oberlands. Mitte und rechts die Mischabel mit Dom (4545 m) und Täschhorn (4491 m) und die Allalingruppe mit Alphubel (4206 m), Allalinhorn (4027 m) und ganz rechts Rimpfischhorn (4198 m).

Mischabel, das dritthöchste Gebirgsmassiv der Alpen, und die Allalingruppe sieht man in Richtung Norden, mit dem Dom, dem höchsten Berg der Schweiz, der vollständig auf Schweizer Gebiet liegt. (Über die höhere Dufourspitze verläuft die Grenze nach Italien, der Berg gehört somit sozusagen halb zu Italien.)

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Riffelsee (2770 m) mit Matterhorn

Statt mit der Gornergratbahn wieder bergab zu fahren bietet sich eine Wanderung zum Riffelsee und weiter zur Station Riffelberg an. Eine Spiegelung des Matterhorns im Riffelsee ist der Traum eines jeden Schweizer Bergfotografen, aber sie setzt klares Wetter, völlige Windstille und Eisfreiheit des Sees voraus. Als ich dort war, war nur die letzte Bedingung erfüllt – nicht ausreichend für das Traumfoto.

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Riffelsee mit Monte Rosa

Von der Station Riffelberg kann man entweder mit der Gornergratbahn weiterfahren oder man nutzt alternativ eine Gondelbahn, den Riffelbergexpress, der zur Gondelstation Furi hinabführt, wo man umsteigen und die nächste Gondel noch weiter talwärts nach Zermatt nehmen kann.

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Station Riffelberg (2582 m) der Gornergratbahn

Die Gondelstrecke zwischen Riffelberg und Furi hat ihren besonderen Reiz, da man aus der Gondel einen der besten Aussichtspunkte talwärts auf Zermatt hat – und es ist eine kleine gemütliche Gondel, in der man das Fenster ein wenig öffnen und somit lästige Spiegelungen in den Gondelfenstern vermeiden kann.

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Zermatt (1608 m) aus der Gondelbahn „Riffelbergexpress“ aufgenommen

(Fotos vom August 2019)

Zermatt – Von Sunnegga über den Blumenweg

Panoramaweg über dem Mattertal

Die Vormittagsstunden sind häufig die einzige Zeit des Tages, in der das Matterhorn wolkenlos ist. Auch die Paraglider lieben diese Stunden, die freie Aussicht auf den Berg bieten. Zermatt hat tatsächlich den spektakulärsten Blick auf das Matterhorn, das sich isoliert von seinen nächsten Nachbarn aus dem Bergpanorama hervorhebt, mit der Ostwand zur Linken und der berühmten Nordwand, einer der drei großen Nordwände der Alpen, zur Rechten.

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Matterhorn (4478 m)

Eine Fülle von Seil- und Zahnradbahnen bringt die Besucher relativ bequem in höhere Gefilde.

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Zugangstunnel zur Sunnegga-Seilbahn

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Sunnegga-Standseilbahn

Eine davon ist die Standseilbahn auf die Sunnegga-Alp in 2280 Metern Höhe. Die Seilbahn verläuft unterirdisch in wenigen Minuten durch einen Tunnel steil aufwärts auf die Alp. Ein langer Fußgängertunnel führt vorher von Zermatt tief in den Berg hinein, bevor man die Bahn betritt.

An der Bergstation kann man in die Gondelbahn Blauherd umsteigen und an deren Bergstation wiederum in die Seilbahn auf das Rothorn. Als ich dort war, waren diese beiden Bahnen allerdings geschlossen.

Das Panorama von Sunnegga und seiner näheren Umgebung ist beeindruckend. In allen vier Himmelsrichtungen sieht man neue Perspektiven der Walliser Berg- und Gletscherwelt.

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Von links nach rechts: Rimpfischhorn (4199 m), Strahlhorn (4190 m), Adlerhorn (3988 m), Findelgletscher, Schwarzberghorn (3609 m), Cima di Jazzi (3808 m)

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Weißhorn (4505 m)

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Links Zinalrothorn (4221 m), Weißhorn in Wolken, Brunegghorn (3833 m)

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Obergabelhorn (4063 m), links hinter dem Kamm Dent Blanche (4357 m), rechts mit dem Schneehütchen die Wellenkuppe (3903 m)

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Breithorn (4164 m), Klein Matterhorn (3883 m), ganz links die Bergstation der Gornergratbahn

Ein einfacher Wanderweg – einer von vielen -, der „Blumenweg“, führt von Sunnegga in einer großen Schleife oberhalb von Zermatt entlang und führt zur Bergstation der Standseilbahn zurück. Ich bin nicht sicher, ob auf diesem Weg mehr Blumen zu sehen sind als auf anderen Wegen in etwa der gleichen Höhenlage, aber es gibt zu vielen Alpenblumen erläuternde Schilder, was wohl den Namen letztendlich rechtfertigt. Wo Blumen sind, sind auch Insekten nicht weit.

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Auf halbem Weg kommt man an der Tufternalp vorbei, die in dem Ruf steht, die beste Aussicht auf das Matterhorn und das schlechteste Essen mit dem unfreundlichsten Service der Schweiz zu haben. „Hallo Herr Ober, was können Sie empfehlen?“ „Ein anderes Restaurant.“

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Tufternalp mit Matterhorn in Wolken

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Auf dem letzten Abschnitt geht es dann die Höhenmeter wieder hinauf, die man vorher hinabgestiegen ist. Aber die Aussicht ins Mattertal begleitet weiterhin den Weg, der über grüne Wiesen bis zurück nach Sunnegga führt.

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Wirft man oben angekommen einen Blick in die andere Richtung, so sieht es dort eher nach einer bergigen Mondlandschaft aus. Einzig markanter Punkt in der monotonen Öde ist die Bergstation der Gornergratbahn.

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Bergstation der Gornergratbahn

Apropos Gornergrat… der ist allerdings ein weiteres Highlight der Zermatter Bergwelt.

(Fotos vom August 2019)

Über den Furkapass nach Zermatt

Eine Anreise so schön wie das Ziel

Wenn man aus Deutschland kommend über Basel mit dem Auto nach Zermatt anreisen will, hat man die Wahl zwischen hauptsächlich drei verschiedenen Routen: Der schnellste Weg führt an Montreux am Genfer See vorbei, geht über Martigny und dann durch das ganze untere und mittlere Rhonetal. Die Strecke ist zwar lang, aber fast durchgehend Autobahn. Der kürzeste Weg nutzt eine Eisenbahnfähre, die im Lötschbergtunnel die Berner Alpen durchquert und im mittleren Rhonetal wieder herauskommt.

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Blick vom Hotel Furkablick auf der Furkapasshöhe in Richtung Osten

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Hotel Furkablick

Die schönste, wenn auch langwierigste Strecke ist aber die Route über den Furkapass. Kurz vor dem Gotthardtunnel verlässt man die Autobahn und folgt dann in westlicher Richtung der Furkastraße, die sich bis auf 2429 Meter in die Höhe schraubt. Auf der Passhöhe befindet sich das schon 1866 gebaute Hotel Furkablick, das aber seine besten Tage hinter sich zu haben scheint. Ein kleines Restaurant scheint es zu geben, aber ein Hotelbetrieb ist nicht erkennbar.

Mit der Passstraße und dem Eisenbahntunnel, der die gleichen Orte unterirdisch verbindet, zwischen denen die Straße oberirdisch verläuft, ist eine Übernachtung auf der Passhöhe wohl ziemlich obsolet geworden.

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Auf der Furkapassstraße

Der Furkapass wurde schon zur Römerzeit genutzt, um ins Wallis und das Rhonetal zu gelangen. Bis 1981 überquerte eine reguläre Eisenbahnstrecke den Pass. Der Betrieb der Strecke wurde jedoch eingestellt, da er nicht wintersicher und ständig von Lawinen bedroht war, und durch eine ganzjährig befahrbare Bahnstrecke durch den neu gebauten Furka-Basistunnel ersetzt. Heute wird die Passstrecke im Sommer – mehr aus nostalgischen und touristischen Gründen – wieder mit einer historischen Dampflokomotive befahren.

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Westseite der Furkapassstraße. Die Kehren im Hintergrund sind der Grimselpass.

Kurz nach der Passhöhe folgt ein zweites heute stillgelegtes Hotel, das Hotel Belvédère, von dem aus ein Fußweg zur Gletscherzunge des Rhonegletschers führt, dem Hauptquellgebiet der Rhone. Die Straße verläuft dann in ein paar langen Kehren bergab nach Gletsch, wo Furkapass und Grimselpass zusammenstoßen und in die weiter talwärts verlaufende Straße ins Rhonetal übergehen.

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Gletsch im Tal, links die Furka-, rechts die Grimselpassstraße mit dem Totensee am oberen Ende, im Vordergrund die Mäander der jungen Rhone, links im Hintergrund das Rhonetal.

Gletsch liegt in einem Talkessel unterhalb des Rhonegletschers. Hier beginnt das Tal der Rhone, das sich über mehr als 150 Kilometer bis zum Genfer See erstreckt. Der offizielle Begriff „Rhonetal“ ist nur für den Abschnitt von Brig bis St. Maurice reserviert, aber geologisch ist das ganze Gebilde von hier bis zum Genfer See ein Trogtal, das einst durch Gletscher und die Rhone geformt wurde.

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Blick von Gletsch über die Rhone zurück auf die Furkapassstraße. Links hinter der Felskante verbirgt sich die Gletscherzunge des Rhonegletschers.

Über einen weiteren etwas steileren Abschnitt geht es hinunter in den Talboden des Tals der Rhone, die im oberen Wallis übrigens auch „der Rotten“ genannt wird.

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Im oberen Tal der Rhone

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Im oberen Tal der Rhone. Geschinersee vorne rechts, Ulrichen im Hintergrund.

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Der Rotten / Die Rhone

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Hängebrücke Fürgangen-Mühlebach

Im weiteren Verlauf ist bei Fürgangen eine Hängebrücke über die Rhone, die sich hier durch eine Schlucht arbeitet, sehenswert. Die Brücke ist nicht nur eine Touristenattraktion, sondern verbindet für Fußgänger tatsächlich zwei Ortsteile links und rechts der Rhone miteinander, für die sonst nur ein alter durch häufige Erdrutsche gefährdeter Weg durch die Schlucht zur Verfügung stünde. Die Brücke wurde errichtet, um den Weg durch das instabile Gelände zu umgehen. Sie ist breit genug angelegt, um selbst Rad- und Rollstuhlfahrern die Überquerung zu ermöglichen.

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Auf der Furkastraße Richtung Westen durch das Rhonetal. Weißhorn (4505 m) im Hintergrund.

Unterwegs öffnet sich der Blick auf die Weißhorngruppe, einem der großen Gebirgsmassive in den Walliser Alpen, an deren Ostflanke auch das Mattertal nach Zermatt verläuft.

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Kombinierte Bahn- und Straßenbrücke über die Rhone

Die Route führt weiter über Brig, einen der größten Orte im Rhonetal, bis nach Visp, von wo das Mattertal als südliches Seitental vom Rhonetal abzweigt und der Weg nun stetig bergauf führt. Nach etwa einem Drittel der Strecke spaltet sich das Tal in zwei Seitentäler: Das östliche Tal führt nach Saas-Fee, während das westliche Tal immer weiter nach Zermatt aufsteigt. Mit etwa 35 Kilometern ist das Mattertal von Visp bis Zermatt sehr tief in den Alpenhauptkamm der Walliser Alpen eingeschnitten und überwindet eine Höhendifferenz von 658 bis 1608 Metern. Die offen befahrbare Straße endet in Täsch, wo man in eine Bahn umsteigen muss, die das letzte Stück ins autofreie Zermatt hinaufführt.

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Rhonetal bei Grengiols

Wenn man Zermatt am späteren Nachmittag erreicht, ist die Wahrscheinlichkeit, das Matterhorn – normalerweise der vorrangigste Grund, Zermatt überhaupt zu besuchen – wolkenfrei zu sehen, eher gering. Meistens hat es sich zu der Tageszeit seine berühmte Wolkenfahne an die Ostwand geklebt.

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Matterhorn (4478 m) am späten Nachmittag

Der Betriebsamkeit im Ort tut dies keinen Abbruch. Im Sommer – und erst recht im Winter – sind hier stets Touristen aus aller Welt unterwegs.

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In Zermatt

Zermatt ist kein kleines Bergdorf, vielmehr schon eine Kleinstadt im Hochgebirge, die mit kontinuierlichen Baumaßnahmen dem ständig zunehmenden Besucherstrom gerecht werden will.

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Dabei geht es nicht nur in die Breite, sondern auch in die Höhe. Auch wenn diese sicherlich durch entsprechende Bauvorschriften begrenzt ist, gibt es eine Fülle an Hotels, die es auf vier, fünf Stockwerke bringen.

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Bei allen Planungen wird es primär um ein Thema gehen: Sieht man es vom Zimmer aus oder sieht man es nicht, das Matterhorn? Der Umsatz eines Hotels und die Frage, welche Zimmerpreise man nehmen kann, hängen wesentlich davon ab. Wehe, einer Hoteletage wird die Sicht auf den Berg durch ein neues Hotel verstellt; der Wert der Zimmer wird schlagartig um mindestens die Hälfte fallen.

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Nicht jeder übernachtet in Zermatt. Es gibt Massen an Tagestouristen, die den Ort nur für ein paar Stunden besuchen. Die Verkehrsinfrastruktur mit Bus und Bahn vom Rhonetal bis hinauf in den Ort und mit Parkhäusern im Talort Täsch ist perfekt darauf vorbereitet. Züge kommen und gehen etwa im 20-Minuten-Takt bis tief in die Nacht hinein. Diese Tagestouristen sind meistens daran zu erkennen, dass sie oft im Laufschritt mit der Kamera bewaffnet den perfekten Winkel suchen, in dem das Objekt der einzigen Zermatter Fotobegierde zwischen den Häuserfronten hindurchlugt.

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Ein Desaster, einen verregneten oder wolkenverhangenen Tag erwischt zu haben, an dem vom Matterhorn nur eine graue Schimäre oder schier gar nichts zu sehen ist. Und diese Tage gibt es natürlich, wie überall in den Alpen, auch wenn das Wallis mit überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden im Jahr  im Vergleich zu anderen Alpenregionen gesegnet ist. Ich hatte etwa zweieinhalb von acht Tagen mit eher schlechtem Wetter; es ist also nicht ganz ausgeschlossen, mal Pech zu haben.

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Dieser erste Nachmittag und Abend war kein schlechter Start und die Wolkenfahne hat ja ihren fotografischen Reiz. Es folgten schlechtere, aber auch noch bessere Tage, und wie sich herausstellte, gibt es – natürlich – doch mehr zu sehen als nur das Matterhorn, aber dazu muss man Zermatt verlassen und höher hinaus.

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(Fotos vom August 2019)